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Tipps für Eltern: Kinder zum Lesen motivieren

Mädchen lesen mehr und besser als Jungen. Dies belegen zahlreiche Studien. Woran liegt das und was können Eltern tun, um die Lesekompetenz des Sohns zu fördern?

Kinder lesen tendenziell immer weniger und schlechter. Das zeigen Untersuchungen wie etwa die Pisa-Studie aus dem Jahr 2019. Dabei ist Lesen eine der wichtigsten Kompetenzen: Sie ist zentral für Sprachverständnis, Kommunikation und jede Form des Wissenserwerbs. Lesen fördert die Sprachsicherheit und weckt Kreativität. Zwischen den Geschlechtern gibt es allerdings grosse Unterschiede: «Deutlich mehr Mädchen als Jungen lesen in der Freizeit Bücher und sind darin auch besser», sagt Andrea Bertschi-Kaufmann, ehemalige Leiterin des Zentrums Lesen und Professorin für Leseforschung an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz.

Eine deutsche Studie aus dem Jahr 2018, die auch auf die Schweiz übertragbar ist, bestätigt den Befund: Danach lesen fast 60 Prozent der 6- bis 13-jährigen Mädchen regelmässig ein Buch – bei den Jungen sind es nur 40 Prozent.

Kinder und Lesen: Vorbilder und Anreize schaffen 

Die Leseforschung erklärt dies zum einen mit fehlenden männlichen Vorbildern: «Es sind vorwiegend Frauen, die längere, erzählende Texte lesen», so die Expertin. «Es kann helfen, wenn die Mutter begeistert Bücher verschlingt – aber Buben orientieren sich stärker an Vätern.» Zum anderen seien Jungen beim Lesenlernen nicht so ausdauernd wie Mädchen: Um einen Text entziffern und verstehen zu können, braucht es viel Übung und Geduld. Buben mit grossem Bewegungsdrang fehlen diese Voraussetzungen oft. Zudem berücksichtige die Leseförderung die Interessen von Jungen zu wenig: «Viele Buben wollen lieber Fakten und Action statt erzählter Geschichten – das bieten längst nicht alle Bücher.»

Gefragt sind also Väter, die sich Zeit nehmen, um mit den Söhnen Lesen zu üben, und Bücher, die stärker auf die Interessen von Buben abzielen. Die Leseforscherin empfiehlt kurze Sachtexte oder Comics. Auch sogenannte Graphic Novels, eine Mischung aus Text und Zeichnung, eignen sich gut,
um Leseinteresse zu wecken, etwa die Buchreihe «Greg’s Tagebuch».

Was vom Lesefieber gepackte Kinder eint: Ihnen wurde schon in frühester Kindheit viel erzählt und vorgelesen. «Es ist nie zu spät, um anzufangen», sagt Andrea Bertschi-Kaufmann. «Hauptsache, Kinder lesen überhaupt.» 

Nützliche Informationen

Text: Kristina Reiss

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Medien Schulkind Teenager

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Text: Kristina Reiss

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Praktische Tipps für Eltern: Kinder zum Lesen motivieren

Tipp 1: Hörbücher

Mit einem Hörbuch beginnen: Manchmal springt dabei der Funke über, und das Kind greift anschliessend auch zum Buch. (Eignet sich allerdings nicht für alle Kinder: Manche verlieren bei bereits bekanntem Inhalt erst recht die Lust.)

Tipp 2: Cliffhanger-Trick

Den Cliffhanger-Trick anwenden: Beim Vorlesen an der spannendsten Stelle aufhören und das Buch aufgeklappt liegen lassen. Mit etwas Glück möchte das Kind unbedingt wissen, wie es weitergeht, und schnappt sich das Buch selbst.

Tipp 3: E-Reader

Elektronische Medien nutzen: Handy, Tablet und Co. sind für die meisten Kinder sehr reizvoll. Das kann man sich zunutze machen, indem man das Kind den E-Reader lesen lässt.

Tipp 4: (Lese-) Trick 77

Das geeignete Buch finden. Einfacher Kniff: Das Kind legt die flache Hand auf den Tisch und zieht bei jedem Wort, das es nicht kennt, einen Finger ein. Bildet das Kind nach der ersten Seite die Faust, ist das Buch zu schwierig. Ausserdem: Gefällt dem Kind das Buch nach zehn Seiten nicht, kann man es weglegen. Es gibt genug andere spannende Bücher.

Foto: Getty Images

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