Warum der Alltag von Kindern spannender als jedes Smartphone sein sollte
Kinder sind neugierig – auch Medien gegenüber. Doch wann ist der Punkt erreicht, an dem ihnen der Medienkonsum schadet? Wie Kinder den Umgang mit digitalen Medien lernen.
Nützliche Informationen
Das Wichtigste in Kürze:
- Kleine Kinder brauchen keine Medien. Doch gelegentlicher Medienkonsum schadet nicht.
- Zehn Minuten pro Altersjahr für Kinder ab drei Jahren. So lautet eine gängige Leitlinie im Umgang mit digitalen Medien.
- Das Smartphone sollte nicht als Babysitter zweckentfremdet werden.
- Digitale Medien können auch die Kreativität fördern.
- Eltern sollten digitale Spiele zuerst selbst ausprobieren.
Kinder und Medien: Muss nicht sein …
Kinder brauchen viel Bewegung, Naturerlebnisse und sinnliche Erlebnisse, um sich gut zu entwickeln. Herumtollen, rennen, klettern, schaukeln, Stöcke sammeln, Löcher graben, matschen, bauen, konstruieren – all das begeistert Kinder heute genauso wie früher. Dabei machen sie unmittelbare Erfahrungen, bei denen sie ihre eigene Persönlichkeit entwickeln. Medien brauchen sie dafür nicht.
… kann aber sein
Was nicht sein muss, darf aber sein. Denn Kinder interessieren sich auch für das Smartphone, das Tablet, den Fernseher und den Computer. Sie sind neugierig und wollen die digitalen Möglichkeiten entdecken. Und das Internet ist nun mal fester Bestandteil des heutigen Lebens. Doch digitale Spiele und Filme können schaden, wenn Inhalte nicht altersgerecht sind und sie zu viel Zeit in Anspruch nehmen. Darum ist es wichtig, dass dein Kind den Umgang mit den digitalen Möglichkeiten lernt und eine gesunde Einstellung dazu entwickelt.
Kinder und Medien: Wie oft? Wie lange?
«Wie lange dürfen Kinder Medien nutzen, ohne Schaden zu nehmen?», fragen sich Eltern immer wieder. «Medien im Vorschulalter – punktuell und nie allein», so formuliert das Schweizer Informationsportal zur Förderung von Medienkompetenzen eine Regel. Eine weitere gängige Leitlinie für Kinder ab drei Jahren lautet: Zehn Minuten pro Altersjahr. Dieser Regel zufolge darf ein vierjähriges Kind maximal 40 Minuten am Tag Medien nutzen.
Das bedeutet nicht, dass das Kind strikt nach der erreichten Minutenzahl aus dem Spiel oder dem Film herausgerissen werden sollte. Besser ist es, vorausschauend zu planen, denn Medienkonsum muss in den Alltag hineinpassen. Eltern können mit ihrem Kind darüber sprechen, wo das Zeitfenster liegt, in das der Film oder das Spiel passt.
So bleibt der Medienkonsum überschaubar
Viele Kinder verlangen öfter nach dem Smartphone, als Eltern lieb ist. Doch Eltern können viel dafür tun, dass Medien den Stellenwert bekommen, den sie haben: Sie sind nur eine Möglichkeit der Beschäftigung neben vielen andere Aktivitäten.
1. Für einen abwechslungsreichen Alltag sorgen
Je abwechslungsreicher der Alltag ist, umso weniger fragen Kinder nach Medien. Es gibt doch so viel zu tun, so viel zu entdecken und zu erforschen! Besonders gern nehmen Kinder ganz einfach am Alltag ihrer Eltern teil und wollen mit ihnen Zeit verbringen. Gemeinsam einkaufen, Essen zubereiten, Küche putzen, Rasen mähen – Kinder lieben es, mitmachen zu dürfen, für kleine Tätigkeiten Verantwortung zu übernehmen und sich gross zu fühlen.
2. Dem Kind das Smartphone nicht in die Hand drücken
Oft verlangt nicht das Kind nach Medien, sondern die Erwachsenen geben ihm eigeninitiativ ein Smartphone in die Hand. Sie hoffen, dass sich das Kind damit eine Zeitlang allein beschäftigt. Das klingt praktisch, führt aber dazu, dass Eltern den Medienkonsum fördern.
3. Medien nicht zur Belohnung einsetzen
«Nutzen Sie etwa Computerspiele nicht als Belohnung. Und drohen Sie nicht mit Verboten als Strafe», lautet ein Rat des Schweizer Informationsportal zur Förderung von Medienkompetenzen. «Damit baut Ihr Kind nur unnötig viel Aufmerksamkeit für das digitale Spielen auf.»
4. Vorbild sein
Kinder beobachten die Grossen genau, sie lernen durch Nachahmung. Das fand der kanadische Psychologe Albert Bandura bereits in den 60er Jahren heraus. ‚Lernen am Modell‘, nennt die Wissenschaft das Phänomen seitdem. Wer sich also wünscht, dass sein Kind lernt, kontrolliert mit Medien umzugehen, sollte selbst verantwortungsvoll und sparsam im Internet surfen.
Zusammen statt allein
Wichtig ist, gerade in Sachen ‚Kinder und Medien‘ das Kind nicht allein zu lassen. Gemeinsam kleine Rätsel lösen und Dinge zuordnen, virtuelle Legosteine aufeinander bauen, mit dem lustigen Panda «kochen» oder einen Film schauen macht zusammen viel mehr Spass als allein. Gemeinsame Erlebnisse in der digitalen Welt bieten Anlass für Gespräche. «Hattest du Angst, als der kleine Junge in den Graben gefallen ist?» – «Welche Stelle fandest du lustig?» So können Kinder ihre Erlebnisse besser verarbeiten.
Digital kreativ
Digitale Medien bieten weit mehr als passiven Konsum. Sie können die Kreativität auch fördern und Wissen vermitteln.
● Sound-Quiz:
Ohren gespitzt! Was hören wir, wenn wir im Park unterwegs sind, im Zoo am Affengehege stehen, am Fluss dem vorbeiziehenden Frachter zusehen? Solche Geräusche lassen sich mit dem Smartphone leicht aufnehmen. An einem gemütlichen Familienabend gibt es dann Kino für die Ohren. Alle Sounds werden abgespielt. Wer erinnert sich, wo die Geräusche her stammen? Schon werden Erinnerungen wach …
● Singen und Tanzen:
Kinder lieben Musik! Kinderlieder-Apps machen es leicht, gemeinsam zu singen und zu tanzen. Schön, wenn der eingespielte Gesang sich auch ausschaltenlässt, damit Eltern und Kind nur zur Musik singen können.
● Kostenlose Hörspiele:
Verschiedene Apps und Websites bieten kostenlos Hörspiele an: Abenteuerliches, Tierisches und Märchen.
Gute Apps, Spiele und Filme finden
Eltern machen oft zeitliche Vorgaben, wenn es um Mediennutzung geht. «Doch dringlicher als die Frage, wie lange ein Kind sich mit dem Internet beschäftigen darf, sind andere Überlegungen», erklärt Patricia Cammarata, Autorin des Elternratgebers «30 Minuten, dann ist aber Schluss!»: «Was sind die guten Spiele? Wo gibt es wertvolle Filme? Welche Apps sind empfehlenswert? Welche YouTube-Angebote sind ok?»
- Das Deutsche Jugendinstitut bietet Hilfe bei der Auswahl von Apps.
- Der Verein Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter www.elternguide.online gibt Eltern die Möglichkeit, digitale Angebote direkt nach der Altersgruppe ihrer Kinder zu filtern.
- www.ene-mene-mobile.de präsentiert eine Auswahl guter Kinder-Apps.
Medienkompetenz für die Kleinsten
Die digitale Welt kann für ein kleines Kind sehr aufregend sein. Deshalb braucht es die Begleitung seiner Eltern, wenn es Medien nutzt. So kann es seine Erlebnisse und Beobachtungen teilen und auch besprechen. Beim gemeinsamen Spielen und Filme gucken haben Eltern ganz nebenbei Gelegenheit, Medienkompetenz zu vermitteln. Das Kind erfährt, warum es manche Inhalte nutzen darf, aber andere nicht. Es lernt, dass Filme nicht die reale Welt widerspiegeln und Filmfiguren am Computer erschaffen oder durch Schauspieler dargestellt werden. Und es kann durch die Eltern ein Gefühl dafür bekommen, wann der Zeitpunkt gekommen ist, abzuschalten.
Tipp für Eltern: Testen und freigeben
Digitale Spiele erst mal selbst ausprobieren! Wichtig ist es, Spiele und Apps selbst auszuprobieren, bevor das Kind sie entdecken darf. Dabei sollten sich Eltern fragen, welche Werte die App vermittelt. Möchten Sie, dass das Kind diese Werte übernimmt?
Foto: Getty Images
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