Erziehung und Entwicklung

Pubertät bei Mädchen: Wenn aus der Tochter eine junge Frau wird

Mädchen in der Pubertät machen viel durch – ihre Eltern aber auch. Unsere Tipps, wie du diese turbulente Zeit gemeinsam meisterst.

Eben noch das kleine Mädchen und plötzlich eine launenhafte Teenagerin. Die Entwicklung zur jungen Frau ist eine ereignisreiche und stressige Zeit. Der Körper beginnt sich zu verändern, die erste Periode ist aufwühlend und obendrein folgt die Suche nach der eigenen neuen Identität. Gefühlschaos ist da vorprogrammiert. Gerade noch mit der Mutter gekuschelt, ist diese jetzt ganz schön peinlich. Da kann es schon mal vorkommen, dass man als Eltern nicht mehr weiter weiss und sich fragt, wie man sich im Umgang mit pubertierenden Töchtern verhalten soll. Denn die Pubertät bei Mädchen kann die Eltern vor grosse Herausforderungen stellen. Die Auswirkungen der Pubertät besser zu kennen und einige Tipps helfen, auch turbulente Zeiten gemeinsam zu bestreiten.

Wie und wann erfolgt die Pubertät bei Mädchen?

Die Pubertät bei Mädchen bezeichnet die Entwicklung von Mädchen hin zu geschlechtsreifen Frauen. Sie beginnt normalerweise zwischen 8 und 13.5 Jahren. Die ersten Veränderungen finden im Alter von 8 bis 10 Jahren im Gehirn statt und lösen hormonelle Veränderungen aus. Ungefähr im 11. Lebensjahr werden die ersten körperlichen Veränderungen sichtbar: die Brüste beginnen zu wachsen, die Hüften werden runder und es wachsen Scham- und Achselhaare. Meist folgt kurze Zeit später die erste Menstruation und es kommt zu oftmals schmerzbegleiteten Wachstumsschüben von 3 bis 10 Zentimetern pro Jahr.

Die Pubertät setzt bei den Mädchen zu unterschiedlichen Zeitpunkten ein, weil der Steuerungsprozess unter anderem vom Körpergewicht abhängt. Ab einem Gewicht von ungefähr 40 Kilogramm wird das weibliche Hormon verstärkt aktiv. Im Vergleich zu den Jungs setzt die weibliche Pubertät durchschnittlich 2 Jahre früher ein. Bei den meisten Mädchen sind die körperlichen Entwicklungen mit etwa 15 bis 16 Jahren dann abgeschlossen. Mit spätestens 20 Jahren ist auch der emotionale Spuk vorbei und die Identitätsfindung beendet.

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Was löst die Pubertät bei Mädchen aus?

Prozesse im Gehirn: 

Auch im Gehirn finden während der Pubertät Veränderungen statt. In dieser Entwicklungsphase ist das für Emotionen zuständige Hirnareal grösser, als jenes das für sachliches Denken zuständig ist. Die Launenhaftigkeit, Entscheidungsschwäche und Unberechenbarkeit der Jugendlichen lässt sich unter anderem durch die Veränderungen in der Gehirnstruktur begründen. Die Hirnbereiche gleichen sich bis zum Ende der Pubertät aus und subjektive Wahrnehmungen werden stabiler. 

Der Abnabelungsprozess:

Erwachsenwerden bedeutet auch, seine eigenen Wertvorstellungen zu bilden. Während der Entwicklung der eigenen Autonomie versuchen die Jugendlichen das Verhältnis zu ihren Eltern und anderen Erwachsenen neu zu ordnen. Die Findung der eigenen, stabilen Identität zieht eine Abgrenzung von den Eltern und Konflikte nach sich und ist ganz typisch. 

Orientierung an Gleichaltrigen:

Während der Identitätsfindung suchen Pubertierende nach Identifikationsfiguren. Durch die Abgrenzung von den Eltern kommen diese deshalb nicht in Frage. Häufig orientieren sich die Jugendlichen in dieser Phase an ihren Freunden. Diese Zugehörigkeit erhöht das Selbstwertgefühl und lässt sich vielfach anhand gleicher Kleidung, Make Up und ähnlichen Haarschnitten erkennen. Der Austausch in diesen Gruppen ist ein wichtiger Bestandteil der Identitätsfindung. 

10 Tipps: So kannst du als Eltern deine Tochter durch die Pubertät begleiten

  1. Lass die Abnabelung zu: Abgrenzung ist bei Mädchen in der Pubertät nicht nur normal, sondern ein wichtiger Prozess. Nimm dieses Streben nach Unabhängigkeit nicht persönlich und grenze dich in liebevoller Weise voneinander ab. Du bist nicht der/die Freund*in, sondern stehst in Erziehungspflicht – gib daher deinem Kind Privatsphäre und akzeptiere beispielsweise auch, wenn deine Tochter die Sexualität alleine entdecken möchte.
  2. Nimm deine Tochter ernst: In der Pubertät entwickeln Mädchen einen neuen Kleiderstil, aber auch die Körpersprache verändert sich und mag anfangs etwas ungelenk wirken. Zeig deiner Tochter, dass du ihren Wandel anerkennst und vermeide lustig gemeinte Sprüche oder wertende Kommentare. 
  3. Unterstützung und Verständnis bieten: Biete deiner Tochter Schutz, Geborgenheit und Halt an. In der Pubertät sind Stimmungsschwankungen, Rebellion sowie Rückzug ganz normal. Häufig verbirgt sich hinter der Ablehnung und Eigenständigkeit eigentlich die Sehnsucht nach einem offenen Ohr und Verständnis. Gib deinem Kind den gewünschten Freiraum, aber signalisiere, dass deine Türe für Gespräche immer offensteht.
  4. Schaffe Privatsphäre: In der Pubertät erkunden Mädchen ihre Sexualität  – das ist normal und nichts, wofür sie sich schämen brauchen. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass es zuhause abschliessbare Räume gibt und du anklopfst, bevor du das Zimmer betrittst. Solltest du dennoch ungewollt in eine intime Situation platzen und deine Tochter beim Küssen oder bei der Selbstbefriedigung erwischen, ziehe dich bedachtsam zurück.
  5. Zeig mit bewusster Sprache Grenzen auf: Bei allem Goodwill für genügend Freiraum – das Erwachsenwerden braucht gewisse Grenzen als feste Orientierung. Deshalb sollten Regeln beständig bleiben. Verstösst deine Tochter beispielsweise mit Schulschwänzen oder Alkohol- und Drogenexperimenten gegen gesetzte Regeln, muss das besprochen werden. Das gilt auch bei ständigen Wutausbrüchen oder Provokationen, die du nicht grenzenlos tolerieren musst. Pubertierende können mit Kritik noch nicht konstruktiv umgehen. Darum ist es wichtiger denn je, dass du diese Gespräche mit sachlichen Argumentationen und in einem ruhigen Tonfall führst. Verwende Ich-Botschaften, wie «Ich mache mir Sorgen um deine Schulleistungen».
  6. Übertrage Verantwortung: Jugendliche sind dabei, Verantwortung für sich selber zu übernehmen. In diesem Lernprozess ist es wichtig, dass du deine Tochter nicht bevormundest. Lass dein Kind eigene Entscheidungen treffen und stehe mit Rat zur Seite, wenn dieser gewünscht wird.
  7. Hinterfrage Schönheitsideale und behalte den Selbstwert deiner Tochter im Auge: Essstörungen sind bei Jugendlichen, vor allem bei Mädchen stärker verbreitet. Das hat damit zu tun, dass junge Menschen in der Pubertät eine neue Körperidentität entwickeln. Dabei neigen sie dazu, surreale Schönheitsideale anzustreben. Behalte deshalb als Eltern die Vorbilder deiner Tochter im Auge und hinterfrage diese in einem offenen Gespräch. Zeig deiner Tochter, dass soziale Medien, wie zum Beispiel TikTok und Instagram, nicht das wahre Leben widerspiegeln. Im Gegenteil, viele Bilder sind bearbeitet und das Idol ist auch nur ein Mensch, dessen Leben nicht so perfekt ist, wie es scheint. Das kann das eigene Selbstvertrauen stärken. Zögere nicht bei Verdacht auf ein verändertes, ungesundes Essverhalten und auffällig häufigem Körperwiegen, eine Beratung von einer Fachperson oder einem Arzt in Anspruch zu nehmen.  
  8. Stärke den Selbstwert deiner Tochter mit gelegentlichen Komplimenten: Besonders wenn deine Tochter in der Pubertät unsicher ist, solltest du sie bestärken. Komplimente wie «Was für eine hübsche intelligente junge Frau du wirst! Ich bin so stolz auf dich.» können helfen, ihr Selbstbild zu stärken. Gib ihr das Gefühl gut zu sein, so wie sie ist. Das richtet sich auch speziell an die Väter, denen Komplimente zu machen tendenziell schwerer fällt – traue dich!
  9. Offenheit im Umgang mit intimen Themen: Ein freizügigerer Kleidungsstil und das Thema Sex sowie Verhütung werden in der Pubertät relevant. Rede offen und bestimmt mit deiner Tochter, bevor das Thema unmittelbar vor der Türe steht. Lass deine Tochter wissen, dass aus einem Ja zu Sex jederzeit ein Nein werden darf, wenn sie sich in der Situation nicht wohl fühlt. Erkläre ihr, dass ein Nein, Nein bedeutet und sie sich zu nichts drängen lassen muss. Stell ihr die verschiedenen Verhütungsmethoden vor und biete ihr an, dass du gemeinsam einen Termin bei der Frauenärztin vereinbarst, wenn sie sich ein Verhütungsmittel wünscht.
    Kläre deine Tochter auch über die mögliche Signalwirkung von freizügigen Outfits auf, damit sie diese verstehen kann. Zeig deinem Kind, dass sie bei noch so intimen Themen auf dich zukommen darf. Indem du diese Themen von dir offen und alltäglich ansprichst, sorge für eine Enttabuisierung. 
  10. Nimm dir ein Time Out in hitzigen Diskussionen: Die richtige Antwort allzeit bereit zu haben, wird nicht von dir erwartet. In einer Denkpause kannst du dir selbst Gedanken darüber machen oder es mit dem/der Partner*in absprechen. Du darfst deiner Tochter bei einer Diskussion somit ruhig sagen, dass du Bedenkzeit benötigst und auf jeden Fall wieder auf sie zukommen wirst.

An die Väter: Wie du als Vater mit der Pubertät deiner Tochter umgehen kannst

Viele Väter hadern mit der Verwandlung der kleinen Tochter zur jungen Frau – sie wollen die Zeit bewahren, bei der Sexualität noch kein Thema war. Weil das nicht möglich ist, ziehen sich viele (unbewusst) zurück.

  1. Ehrlichkeit: Über gewisse Themen, wie die wachsenden Brüste deiner Tochter zu reden, ist dir unangenehm? Stehe dazu, doch zeige ihr auch, dass du nicht desinteressiert bist, sondern Mama besser darüber Bescheid weiss.
  2. Vorbildfunktion: In der Pubertät orientieren sich Mädchen an ihrem Vater, um ein männliches Rollenverständnis zu erhalten. Verhalte dich als Vorbild so, wie du es dir von einem späteren Partner für deine Tochter wünschst.

Ratgeber für Eltern mit Töchtern in der Pubertät

Ein paar Lesetipps für Eltern von pubertierenden Mädchen:

  • "Mädchen in der Pubertät: Wie Töchter erwachsen werden" von Joachim Braun und Kirsten Khaschei. Hier bestellen!
  • "Wenn Töchter erwachsen werden: Was Mädchen in der Pubertät brauchen" von Lisa Damour. Hier bestellen!

  • "Mit meiner Tochter durch die Pubertät: Wie du sie unterstützt, wie du loslässt, wie ihr in Kontakt bleibt. Praktische Tipps, kluge Strategien, nützliche medizinische Infos" von Dr. med. Judith Bildau. Hier bestellen!

Bild: Getty Images

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