Babyalltag

So lernt dein Kind, Ordnung zu halten: Die besten Tipps von Eltern und Experten

Kennst du das? Dein Kind verteilt seine Spielsachen in der ganzen Wohnung, das Kinderzimmer gleicht einem Schlachtfeld, aber ans Aufräumen denkt es nicht. Der Ordnungssinn muss sich bei kleinen Kindern erst entwickeln. Eltern können dabei helfen. Aber wie? Wir verraten es dir.

Nützliche Informationen

Susanna Fischer
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Susanna Fischer

Erziehungsberaterin Familienpraxis Stadelhofen

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Erziehungsberaterin Familienpraxis Stadelhofen

Das Wichtigste in Kürze:

  • Kinder können Ordnung lernen. Wie sie für Ordnung sorgen, verstehen Kinder aber erst etwa im Grundschulalter.
  • Eltern können den Ordnungssinn ihres Kindes fördern. Dies gelingt am besten spielerisch. 
  • Wie so oft lernen Kinder auch hier von guten Vorbildern: Eltern sollten als gutes Beispiel vorangehen. 

Du kennst die Situation: Am Abend sieht das Kinder- oder sogar das Wohnzimmer aus wie ein Schlachtfeld oder eine Baustelle. In der einen Ecke häufen sich die Puppen, auf der anderen Seite türmen sich Spielklötze und überall verstreut findest du Bilderbücher, Stifte und anderen Kleinkram. Anstatt die Hände über dem Kopf zusammen zu schlagen und eine Schimpftirade abzufeuern, sollten Eltern mit ihren Kindern nachsichtig sein. Denn hinter dem Chaos in der Wohnung steckt weder böser Wille noch Faulheit, schon gar nicht bei Kleinkindern.  

Expertenquote:

Ordnung ist etwas Subjektives. Auch bei Erwachsenen gehen die Vorstellungen auseinander. Wichtig ist, dass man sein Kind mit den eigenen Ansprüchen nicht überfordert. Im schlimmsten Fall entwickelt das Kind, wenn es älter ist, eine grundsätzliche Abneigung gegen Ordnung und Aufräumen.

Susanna Fischer, Erziehungsberaterin Familienpraxis Stadelhofen 

3 Gründe, warum dein Kind erst lernen muss, was Ordnung bedeutet

  1. Kinder sind kleine Entdecker. Darum ist es reine Utopie, dass ein Kind wirklich Ordnung hält. Denn Ordnung gehört einfach nicht zu den Interessen eines Kindes. In der Entwicklungsphase geht es um Konstruktion und Dekonstruktion.  
  2. Eltern sollten Ordnung nicht einfordern und erzwingen. Mit Druck wird das Aufräumen negativ besetzt. Das Kind entwickelt so eine Abwehr gegen das Aufräumen.  
  3. Kinder müssen erst lernen, dass Ordnung zu halten für ein gutes Lebensgefühl sorgt: Ein übersichtliches, ordentliches Zimmer fördert die Lust am Spielen. Das Kind merkt, dass es aus einem geordneten Ganzen – in dem Fall dem aufgeräumten Spielzimmer – die einzelnen Elemente wählen kann, die es gerade will und braucht. Also seine liebsten Spielsachen. Dies zu lernen, braucht jedoch Zeit. Bei den meisten Kindern dauert dieser Prozess bis ins Vorschulalter! 

Elternquote:

Wir sind das Thema spielerisch angegangen. So haben wir jedes Mal ein Wettrennen gemacht: Wie schnell ist das Zimmer aufgeräumt? Oder wir haben versucht herauszufinden, ob mehr Autos als Bauklötze herumliegen, indem jeder seine Schätzung abgegeben hat. Nach dem Aufräumen wurde ausgezählt. Das hat geholfen, dass Aufräumen nicht mit etwas Negativem assoziiert wird, sondern sogar Spass macht.

Nelly (36), Mama von Tim (1) und Lio (5) 

Ordnung halten: Wie wichtig ist die Vorbildfunktion?

Wie immer in der Erziehung steht auch beim Thema Ordnung das eigene Beispiel an erster Stelle. Ist in der Küche oder im Wohnzimmer auch ständig Unordnung, wird ein Kind diesen Zustand als normal empfinden. Sieht es die Eltern aber immer wieder Ordnung schaffen, wird ein Kind sich auch in seinem Zimmer gerne ordentlich organisieren.

Elternquote:

Du bist Vorbild und die Kinder schauen sich ab, wie du dich verhältst. Wenn du die Schuhe immer gleich nach dem Ausziehen wegräumst, wird es dein Kind nachmachen. 

Nadine (38), Mama von Yanis (2), Simea (4) und Timo (5) 

So wird Ordnung halten zum Kinderspiel

  • Genügend Stauraum: Schränke und Regale für Kleider, Spiele und Bücher sowie Kisten und Kästen für all die kleinen Spielsachen und Fundstücke. Erst so kann ein Kind einen Überblick über alles bekommen.  
  • Beim Aufräumen hilft es zum Beispiel, wenn die Behälter für die Spielsachen mit Symbolen beklebt sind. Ein Legostein als Bild weist den Weg zu den richtigen Steinen. Auch sollten bestimmte (grössere oder wichtigere) Spielsachen beziehungsweise Puppen oder Plüschtiere ihren festen Stammplatz im Kinderzimmer haben.  
  • Binde dein Kind schon früh ins Aufräumen mit ein: Ab dem Moment, wenn das Kind laufen kann, kann es eigentlich auch aufräumen. Natürlich nur die grösseren Sachen wie Bücher oder Bauklötze. Aber das ist ein Anfang. Lasse dein Kind, wenn es noch klein ist, mit der schweren Aufgabe des Aufräumens nicht allein. 

Elternquote:

Kindern fällt es tatsächlich schwer zu verstehen, was unter «Ordnung» zu verstehen ist. Deshalb haben wir lange mit unseren Kindern zusammen aufgeräumt, es ihnen sozusagen beigebracht. Als die Kinder dann grösser waren, haben wir Vorher-Nachher-Fotos gemacht und sie aufgehängt. So haben sie das «Ziel» vor Augen. 

Andy (56) mit Giulia (9), Fabio (9) und Sara (13) 

  • Spielsachen, mit denen ein Kind am liebsten spielt, sollten für Kinderhände jederzeit gut erreichbar sein. Spielzeug, das weniger häufig in Gebrauch ist, kann in die höheren Regale wandern. Oft werden Spielsachen, die eine Zeit lang «verschwunden» sind, später plötzlich wieder interessant. 
  • Routine ist wichtig. Dass Spielzeug nach dem Spielen herumliegt, ist vollkommen normal. Wichtig ist allerdings, dass alles zu bestimmten Zeiten (abends) wieder an seinen Platz kommt. Ein guter Tipp: Mache das Aufräumen des Kinderzimmers schon früh zu einem abendlichen Ritual. Die Puppen ziehen das Pyjama an, die Autos fahren auf ihren Parkplatz, die Duplo-Steine wandern in ihre Kiste zum Übernachten. Je jünger das Kind, desto spielerischer kannst du vorgehen. 
  • Lass gar nie erst ein Chaos aufkommen: Was nicht gebraucht wird, wird weggeräumt. Wenn dein Kind erst mit den Puppen spielt und danach die Autos will, dann müssen die Puppen zuerst wieder zurück an «ihren» Platz.  

Elternquote:

Wir haben einen festen Aufräumtag in der Woche. Das wissen die Kinder und er wird eingehalten. Natürlich macht es nicht immer Spass. Aber so haben wir einen Fixpunkt und im Laufe der Woche dürfen sie (in ihrem Zimmer) so viel spielen, wie sie möchten.

Nelly (36), Mama von Tim (1) und Lio (5) 

Sollte ich für mein Kind aufräumen?

Wenn das Kinderzimmer am Abend zu sehr im Chaos zu versinken scheint, kannst du etwas «vorarbeiten», damit dein Kind sich nicht überfordert fühlt von der Unordnung. Aber: Räume auf keinen Fall regelmässig das Spielzeug für dein Kind auf. Das Kind muss lernen, dies selbst zu tun. Das braucht Geduld. «Es dauert seine Zeit bis man vom Kind Selbstständigkeit im Bereich Ordnung verlangen kann», sagt Susanna Fischer von der Familienpraxis Stadelhofen. Zu Beginn sollte man kontrollieren, ob und wie das Kind aufgeräumt hat, rät Susanne Fischer. Denn: «Kinder können Botschaften nicht immer umwandeln.» Wenn dein Kind das Aufräumen und Ordnung halten lernen soll, musst du es in den Prozess miteinbeziehen. Es wird sich damit Schritt für Schritt verantwortlich und wichtig fühlen. 

Elternquote:

Wie lernt dein Kind in der Kita, Chindsgi oder der Schule Ordnung zu halten? Wir haben uns von der Krippe inspirieren lassen. Dort singen alle zusammen ein Lied, wenn sie aufräumen. Wir nutzen diese Verknüpfung und machen das nun zu Hause auch so.  

Tatjana (38), Mama von Louis (3) 

Unsere schönsten Ordnungshelfer:

Foto: Getty Images

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