Kleine Hände machen grosse Entdeckungen: So entwickelt sich der Tastsinn deines Babys
Die Decke ist weich, der Teddy flauschig, die Banane ist glitschig und lässt sich zerdrücken und der Wollschal, der piekst. All diese Empfindungen muss dein Kind erst erleben, um sie zuordnen zu können. Erfahre hier, wie sich der Tastsinn von Babys entwickelt und wie du ihn spielerisch förderst.
Die Natur hat alles gut eingefädelt: Kuscheln und Knuddeln machen nicht nur Kind und Eltern unglaublich viel Spass, sondern erfüllen eine Reihe wichtiger Funktionen – vor allem in Bezug auf den Tastsinn. Beim Kuscheln wird nämlich die Sinneswahrnehmung des Tastens und Fühlens gefördert.
Nützliche Informationen
Warum besteht der Tastsinn aus drei Ebenen?
Der Tastsinn gehört zu den primitiven Sinnen – und er ist eigentlich viel mehr als ein einzelner Sinn. Er besteht nämlich aus drei Wahrnehmungen: Zusammen mit der Tiefenwahrnehmung und dem Gleichgewicht entsteht beim Tasten und Fühlen eine vollwertige Sinneswahrnehmung. Die primitiven Sinne heissen so, weil sie bereits während der Schwangerschaft ausgeprägt werden. Um sie weiterhin zu fördern, ist intensiver Körperkontakt mit dem Baby essenziell.
Warum solltest du mit deinem Baby so oft wie möglich kuscheln?
In Ermangelung eines guten Sehvermögens rückt der Tastsinn bei der Erkundung der Umgebung an vorderste Stelle. Die kleinen Hände sind jedoch, im Gegensatz zum Mund, am Anfang noch nicht reif dafür: Sie fühlen noch nicht in vollem Masse und auch der Greifreflex fehlt. Damit sich der Tastsinn des Babys optimal entwickelt, sollte es sich daher viel bewegen können und verschiedene Berührungen erfahren.
Noch mehr Gründe zum Kuscheln
- Es festigt die Bindung zwischen Eltern und Kind
- Es fördert die motorischen Fähigkeiten
- Es stärkt das Immunsystem
Was lernt dein Baby beim Tasten?
Hast du dir schon mal überlegt, was man alles ertasten kann? Die taktile Wahrnehmung umfasst die folgenden Bereiche:
Erkennung der Beschaffenheit von Oberflächen
- Druck
- Temperatur
- Schmerz
- Feuchtigkeit
All diese Erfahrungen muss dein Baby nach und nach machen. Die Tasterlebnisse werden mit Gefühlen und Erkenntnissen verknüpft. Erst mit anderthalb Jahren gilt der Tastsinn bei Kindern als vollständig entwickelt. Dann sind sie in der Lage unterschiedliche Reize mit den Händen zu unterscheiden.
Expertenquote:
Es ist ein gutes Zeichen, wenn das Kind seine Umgebung erforschen möchte. Dadurch lernt es, neue Sinneseindrücke einzuordnen. Eltern sollten das Kind nicht davon abhalten und machen lassen – und dafür viel Geduld mitbringen.
Prof. Dr. med. Oskar Jenni, Leiter Abteilung Entwicklungspädiatrie Kinderspital Zürich, Herausgeber des Buches «Die kindliche Entwicklung verstehen»
Warum stecken Kinder alles in den Mund?
Ob Spielzeug, Bücher, Handtücher oder die Schlüssel – bis zum Alter von etwa 18 Monaten nutzen Babys auch ihren Mund, um sich ein Bild von der Welt zu machen. Vor allem während der sogenannten oralen Phase, die etwa ab dem vierten Monat beginnt, sind Zunge, Lippen und Gaumen wesentlich bessere Fühlorgane als die Hände.
Lasse dein Kind diese Erfahrung auch machen. Das ist ein essenzieller erster Schritt bei der Entwicklung der Intelligenz – vorausgesetzt, der Gegenstand hat keine scharfen Kanten, kann nicht verschluckt werde und ist nicht giftig.
Tasten macht Spass: 5 Spielideen rund um den Tastsinn
Wir haben für dich Ideen zusammengestellt, um den Tastsinn deines Babys spielerisch anzuregen. Natürlich ist es mit einem Neugeborenen noch schwierig, solche Spiele zu machen. Ein vier Monate altes Baby reagiert schon ganz anders darauf. Setz dein Kind nicht unter Druck: Erkundet gemeinsam eure Welt, lasst euch Zeit dabei und habt Spass!
1. Gib deinem Baby verschiede Arten von Papier (z.B. Wellpappe, Krepppapier usw.) oder Tasttücher (Leder, Filz usw.) zum Spielen. Untersuche mit deinem Kind die Oberfläche und benenne, wie sie sich anfühlt.
2. Eine Schale mit verschiedenen Bällen oder ungekochtem Reis, Nudeln oder Linsen kann Spass und Lernen verbinden. Aber Achtung: Hier musst du sehr gut aufpassen, dass das Kind nichts in den Mund nimmt. Sonst besteht Verschluckungsgefahr!
Produkte die den Tastsinn fördern können:
3. Macht euch auf Erkundungstour in der Wohnung: Sucht verschiedene Materialien und lasst eure Hände über die verschiedenen Oberflächen gleiten. Erkläre dann immer, was das ist: Holz, Glas, Metall und so weiter.
4. Babys können Berührungen ab der Geburt spüren, jedoch noch nicht zuordnen wo. Massiere dein Baby sanft an verschiedenen Stellen und nenne dabei das Körperteil. Variiere auch den Druck und experimentiere mit unterschiedlichen Materialien:
- Massageball
- Feder
- Warme und kalte Objekte wie kalter Löffel oder warmes Handtuch
Grundsätzlich ist es empfehlenswert, sich vor Massagen immer die Hände aufzuwärmen. Achte auf die Reaktion des Kindes – wenn du merkst, dass es bestimmte Berührungen oder Oberflächen nicht gern hat, dann lasse sie aus und konzentriere, dich auf die, die positiv aufgenommen werden.
5. Seifenblasen haben auf Babys eine faszinierende Wirkung. Sie glitzern nicht nur im Sonnenlicht, sondern kitzeln auch auf der Haut, wenn sie platzen. Spass pur!
Bei all den spannenden neuen Erlebnissen solltest du jedoch aufpassen, dass du dein Kind nicht überreizt. Diese Beschäftigungsmöglichkeiten sind eine gute Idee tagsüber, wenn das Kind ohnehin aktiv ist. Abends vor dem Schlafengehen könnten sie einen Stressfaktor für das Baby darstellen.
Überreizung ist nämlich ein häufiger Grund für das Weinen von Babys. Achte auf die Reaktion deines Babys und lass es zur Ruhe kommen, wenn du merkst, dass die Eindrücke zu viel werden.
Noch mehr Informationen zu den Sinnesorganen von Babys:
Foto: Getty Images
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