Babys drittes Jahr

Weg mit der Windel! Wie Kinder trocken werden

Das Kind plappert, erkundet die Welt, lernt stetig dazu – aber windelfrei will es einfach nicht werden. Was tun? Wir erklären, ob ein gezieltes Töpfchentraining sinnvoll ist und wie du dein Kind am besten unterstützt.

Das eine Kind braucht tagsüber schon mit zwei Jahren keine Windel mehr. Das andere ist auch mit vier Jahren noch nicht fürs Töpfchen zu begeistern – und manche Mütter und Väter werden zunehmend nervös. Doch dafür gibt es keinen Grund. Das Sauberwerden ist ein Thema, das sich auch ohne viel Zutun ganz von selbst erledigt.  

Die meisten Kinder werden irgendwann zwischen dem zweiten und fünften Lebensjahr trocken - meistens zuerst tagsüber, später auch nachts. Gib deinem Kind die Zeit, die es braucht. Denn um trocken zu bleiben, müssen mehrere Fähigkeiten entwickelt sein. Das Kind muss verstehen, dass ein Druckgefühl auf der Blase oder im Bauch bedeutet: «Oh, ich muss mal!» Ausserdem muss es seine Schliessmuskeln kontrollieren können. Und es braucht eine kräftige Muskulatur im Beckenboden, damit es auch grössere Mengen Urin halten kann. All das ist ein komplexer Entwicklungsvorgang.  

Nützliche Informationen

Stichwörter

Kleinkind Babypflege

Nützliche Informationen

Stichwörter

Kleinkind Babypflege

Die letzten Windeln?

Susanne Fischer Tipp trocken werden
Bild wird geladen
Susanne Fischer

Familienpraxis Stadelhofen, Erziehungsberaterin 

"Es gibt kaum etwas, worüber über das Eltern so viel sprechen wie «Gaggi und Bisi» – und das beginnt schon nach der Geburt beim Windeln wechseln. Eltern müssen das Thema also nicht gezielt aufnehmen. Wichtig ist nur, dass man in der Wortwahl nicht wertend ist. Ein «Gaggi» ist nicht «grusig» – schliesslich kommt er aus unserem Körper!

Auch das Töpfli und das Trockenwerden sollen seitens der Eltern vor drei Jahren nicht als sogreiches Thema fokussiert werden. Wenn das Kind bis dann kein Interesse zeigt, die Windel loszuwerden, kann man das Kind über die Körperwahrnehmung auf eine volle Blase aufmerksam machen.

Wichtiger als übers Töpfli und die Windel zu sprechen, ist es, das Kind zur Selbstständigkeit zu begleiten und anzuleiten. Ihm vorzuzeigen und vorzuleben, wie und wann man aufs WC geht. Wenn das Kind nach etwa drei Jahren immer noch Mühe mit der Wahrnehmung, und Kontrolle der Blase hat, dann können Eltern mit einer Regelmässigkeit das Kind unterstützen. Das heisst, dass Eltern mit das Kind nach dem Essen, vor dem Verlassen des Hauses, zwischen dem Spielen, vor dem Schlafen an die Hand nehmen und mit dem Kind zum Klo oder zum Töpfli im WC gehen. Das Töpfli soll im WC bleiben. So wird es zur Routine und das Kind lernt, auf die Toilette zu gehen, bevor es zu spät ist."

Dein Kind ist bereit, die Windel abzulegen, wenn…

Dass dein Kind bereit ist fürs Töpfchen-Training und die ersten Versuche ohne Windel, erkennst du an diesen Signalen:  

  1. Das Kind verzieht unerwartet oder mitten in einer Aktivität das Gesicht. 
  2. Es zieht den Unterleib ein. 
  3. Es hält sich im Schritt. 
  4. Das Kind wird rot.  
  5. Dein Kind zieht sich in eine Ecke zurück und weist drauf hin, dass «gerade etwas kommt» 

Dein Kind spürt also, dass es muss. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, mit dem Abgewöhnen der Windel zu beginnen.

Irrtum: Töpfchentraining beschleunigt das Sauberwerden

Ein gezieltes Töpfchentraining ist zum Sauberwerden übrigens nicht notwendig. Kinder werden nicht schneller trocken und windelfrei, wenn man sie mehrmals am Tag in vordefinierten Abständen aufs Töpfchen setzt, zeigte die Zürcher Longitudinalstudie des Kinderarztes Remo Largo. 

Karin Huber  Tipp trocken werden
Bild wird geladen
Karin Huber

Leitung Familienpraxis Stadelhofen 

«Machen Sie sich als Eltern keinen Stress und üben Sie keinen Druck auf das Kind aus. Trocken zu werden, ist ein Reifungsprozess. Der Zeitpunkt ist abhängig von verschiedenen körperlichen Entwicklungsschritten und somit ganz individuell. Es gibt Kinder, die werden mit zwei Jahren trocken, andere erst mit fünf oder sogar sechs. In jeder ersten Klasse hat es mindestens ein Kind, das nachts noch ins Bett macht. Wenn es (noch) nicht klappt ohne Windel: Das ist nicht Ihre Schuld. Und auch nicht die des Kindes. Es ist einfach noch nicht soweit.» 

Bilderbücher: Unsere Tipps

Conni geht aufs Töpchen
Bild wird geladen
Conni geht aufs Töpfchen

Nicht nur ein Gespräch über das kleine und grosse Geschäft unterstützt dein Kind beim Trocken werden. Auch Bilderbücher eigenen sich dafür super. Unsere Empfehlungen: «Conni geht aufs Töpfchen», «Alle müssen mal aufs Klo» und «Musst du Pipi, kleiner Bär?» greifen feinfühlig und manchmal humorvoll das Thema auf. Ganz nebenbei erfahren die Kleinen, woher die Ausscheidungen kommen und wozu die Toilettenspülung da ist.

Und wann ist das Kind richtig trocken?

Noch lange nicht! Die meisten Kinder werden zwar im Laufe des dritten und vierten Lebensjahres trocken, doch zu Beginn des fünften Lebensjahres sind noch etwa zehn Prozent der Kinder nicht sauber. 

In der Regel beherrschen Kinder das seltenere grosse Geschäft schon ganz gut, während das kleine Geschäft noch oft in die Hose geht. Und was tagsüber klappt, muss nachts im tiefen Schlaf auch zu Beginn des Grundschulalters noch nicht immer funktionieren (mehr zum Thema Bettnässen). Viele Kinder sind daher zunächst nur tagsüber windelfrei. 

Unsere Produktempfehlungen für dich:

Gute-Nacht-Tipps für die erste windelfreie Zeit

1.) Wasserdichte Unterlage

Eine wasserdichte Unterlage verhindert, dass die Matratze nass wird, wenn nachts ohne Windel mal etwas danebengeht. Eine trockene Ersatzunterlage sollte immer bereitliegen.

2.) Trockene Wäsche

Es spart Zeit und Nerven, wenn bereits ein trockener Schlafanzug, ein Betttuch und eine bezogene Bettdecke bereitliegen.

3.) Wanne für nasse Wäsche

Wohin mit der nassen Wäsche in der Nacht? Sinnvoll ist es, einen Plastikbehälter aufzustellen, in den sie sich schnell hineinwerfen lässt. Alternativ kannst du die Wäsche auch bis zum nächsten Tag in die Badewanne legen.

4.) Licht im Haus

Damit es für das Kind einfacher ist, nachts auf die Toilette oder aufs Töpfchen zu gehen, sollte der Weg leicht beleuchtet sein.

Dein Kind macht nachts plötzlich wieder ins Bett? Was hinter Bettnässen steckt und was du tun kannst, wenn dein Kind betroffen ist, liest du hier.  

Windelfrei ab Geburt

Babys senden klare Signale, wenn sie müssen: Plötzliche Unruhe, verstärktes Zappeln, Probleme beim Anlegen an die Brust oder Grimassen. Das Konzept der windelfreien Erziehung setzt aufs «Abhalten», sobald das Baby ein Signal sendet: Über einem Becken, der Toilette oder unterwegs über einem Grünstreifen kann man ein Baby abhalten, so dass es sein Geschäft verrichten kann. Vollständig verzichten allerdings die wenigsten Eltern auf Windeln. Denn bei längeren Autofahrten oder draussen in der Kälte kann sich das Konzept schwierig gestalten. Dem Baby hin und wieder eine Windel anzuziehen, schmälert den Erfahrungen von Hebammen und Eltern zufolge den Erfolg der Methode aber nicht. 

Foto: Getty Images

Auch damit machst du dein Baby glücklich

Nicht
verpassen