Babypflege

Bettnässen: Formen, Ursachen und Hilfe

Dein Kind macht nachts ins Bett? Kein Grund zur Sorge. Bleib ruhig: Erst wenn Kinder längere Zeit trocken waren oder älter als fünf Jahre sind, spricht man tatsächlich von Bettnässen. Was die Ursachen für eine sogenannte Enuresis sind und was Eltern tun können.

Trocken werden ist ein grosser Schritt für kleine Kinder – und auch ihre Eltern. Die Hälfte der Kinder kommt etwa im Alter von drei Jahren tagsüber ohne Windel aus. Nachts sind in dem Alter aber nur etwa 20% bereits trocken. Dieser Prozess dauert länger. Und da es eine reine Reifungsfrage ist, können Eltern auch nicht beeinflussen, wann ihr Kind nachts ohne Windel auskommt. Es besteht also in vielen Fällen kein Grund zur Sorge, wenn dein Kind tagsüber zwar trocken ist, nachts jedoch einnässt.  

Sepp Holtz - Tipp Bettnässen
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Experteninterview mit

Sepp Holtz

Kinder- und Jugendarzt FMH, Schwerpunkt Entwicklungspädiatrie 

Nützliche Informationen

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Sepp Holtz

Kinder- und Jugendarzt FMH, Schwerpunkt Entwicklungspädiatrie 

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Töpfchentraining ist nicht nötig, sagen Experten. Wie Kinder lernen, aufs Töpfchen zu gehen, liest du hier. 

Die letzten Windeln?

Sepp Holtz - Tipp Bettnässen
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Sepp Holtz, Kinder- und Jugendarzt FMH, Schwerpunkt Entwicklungspädiatrie

Hör rein in den Podcast von Sepp Holtz: Familienbande

"Kinder kommen immer jünger in den Kindergarten oder die Schule. Das erhöht den Druck auf Eltern und Kinder beim trocken werden. Und Druck ist bei solchen Prozessen ein schlechter Begleiter. Wer sein Kind zu früh unter Druck setzt, dass es doch aufs Töpfchen soll, bewirkt meist genau das Gegenteil: Das Kind wird später trocken. Dies belegen diverse Studien. Das Kind bestimmt selbst, wann es bereit ist dafür. Nämlich dann, wenn es merkt, 'dass es mal muss'."

Aufs Klo so wie Mami und Papi:

Bettnässen: Ursachen fürs nächtliche Einnässen

Beim nächtlichen Einnässen, auch Enuresis genannt, unterscheidet man zwischen zwei Formen. Von Bettnässen im herkömmlichen Sinne spricht man übrigens erst ab fünf Jahren.

1. Primäre Enuresis / primäres Einnässen 

In dem Fall ist das Kind aufgrund seiner Entwicklung einfach noch nicht bereit, nachts ohne Windel zu schlafen. Es merkt im Schlaf einfach nicht, wenn die Blase voll ist. Das Gehirn wie auch der Schliessmuskel müssen dies erst lernen. Mitverantwortlich ist zudem ein bestimmtes Hormon, dass der Körper mit der Zeit produziert und so dafür sorgt, dass die Nieren nachts weniger Urin erzeugen. Wenn dein Kind unter fünf Jahre alt ist und davor keine drei Monate nachts trocken war, dann ist es wohl einfach noch nicht so weit.  

2. Sekundäre Enuresis 

Dein Kind war nachts trocken für mindestens drei Monate und plötzlich nässt es wieder ein? Dann sprechen die Experten von einer sekundären Enuresis. Die Ursachen dafür sind vielfältig. In wenigen Fällen stecken medizinische Gründe wie beispielsweise Diabetes dahinter, die nach einer Behandlung verlangen. In den meisten Fällen sind es seelische Probleme: Der Grund fürs Bettnässen findet sich im Alltag oder Umfeld des Kindes.  

Sepp Holtz:

"Wenn ein Kind trocken war und plötzlich nachts wieder einnässt, steckt meist eine Überforderung dahinter. In irgendeinem Lebensbereich steht das Kind an. Das Bettnässen ist also nur ein Symptom: Es bringt diese Überforderung zum Ausdruck. Geht als Eltern in euch und überlegt, was das Problem sein könnte und sprecht mit eurem Kind: Was beschäftig es gerade? Versucht gemeinsam die Situation zu lösen. Gelingt dies, wird sich auch das 'Problem Bettnässen' bald von alleine regeln."

Produktempfehlungen:

Wann dein Kind bereit ist für windelfreie Nächte

  1. Das Kind äussert von sich aus den Wunsch, ohne Windel zu schlafen. Wagt das Experiment! Nutze zur Sicherheit ein wasserdichtes Laken oder eine Plastikunterlage im Bett. Wenn es noch nicht klappt, warte ein paar Wochen und lass es dein Kind erneut versuchen.  
  2. Dein Kind wacht regelmässig morgens mit trockener Windel auf? Dann ist der körperliche Reifeprozess abgeschlossen und das Kind ist soweit.  

Quote: In jeder Schulklasse sitzt ein Bettnässer

Wichtig ist: Setze dein Kind nicht unter Druck. Jedes Kind hat seinen ganz individuellen Zeitpunkt, nachts trocken zu werden, weiss Sepp Holtz. Dass Kinder erst mit fünf oder sechs Jahren ohne Windel schlafen können, ist keine Seltenheit. So seien rund 20% der Fünfjährigen von nächtlichem Einnässen betroffen. Übrigens: Man geht davon aus, dass es familiär bedingt ist, wann Kinder nachts trocken werden. Die Veranlagung wird also vererbt.  

Bettnässen: Das können Eltern tun

Wenn ein Kind nachts trocken war für längere Zeit und plötzlich wieder ins Bett macht, ist es von einer sekundären Enuresis betroffen. Wie Kinderarzt Sepp Holtz sagt, steckt dahinter meist eine psychologische Ursache, also seelische Gründe. Sind die Ursachen organisch bedingt, wird das Bettnässen meist von anderen Symptomen begleitet, die Einfluss auf den allgemeinen Gesundheitszustand des Kindes haben.  

Versuche der Sache auf den Grund zu gehen und herauszufinden, was dein Kind überfordert. Sepp Holtz verweist dabei auf das Fit-Prinzip des renommierten Kinderarztes Remo Largo. Das Fit-Prinzip umfasst sechs Grundbedürfnisse wie Geborgenheit, aber auch Selbstentfaltung, die für ein gesundes Leben erfüllt sein müssen. Diese Bereiche gilt es, genauer anzuschauen. Gelingt dir trotz aller Bemühungen nicht, herauszufinden, was dein Kind belastet und das Bettnässen bleibt bestehen, sprich den Kinderarzt an. Du brauchst vorerst keinen Spezialisten – der Hausarzt ist die richtige Ansprechperson.  

Foto: Getty Images

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