Babys viertes Jahr

Keine Angst vor der Angst: So stärkst du dein Kind

Dein Kind fürchtet sich vor vielem? Keine Sorge! Meist sind das entwicklungsbedingte Ängste. Sie helfen deinem Kind, zu einem selbstständigen Menschen heranzuwachsen. Als Eltern kannst du diesen Prozess unterstützen. Wir erklären, wie und zeigen auf, welche Ängste typisch sind für ein Kind und in welchen Situationen du dir Hilfe holen solltest.

Nützliche Informationen

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Neue Situationen, fremde Menschen: Kindliche Ängste sind ganz normal!
  • Kinder haben in verschiedenen Entwicklungsstufen Ängste, die für das jeweilige Lebensjahr typisch sind.
  • Ein wichtiges Thema bei Kindern ist Trennungsangst: Trennungsängste entstehen aus dem Schwanken zwischen Nähe und Distanz.
  • Monster unter dem Bett? Ängste vor solchen magischen Wesen werden oft im Schlaf verarbeitet.

Angst ist ein mächtiges Gefühl. Jeder Mensch leidet in seinem Leben an Ängsten. Manche mehr, manche weniger. Ängste gehören zu der Entwicklung des Menschen dazu. Kinder leiden oft an entwicklungsbedingten Ängsten: Für jedes Alter sind gewisse Ängste typisch. Kinder lernen dadurch, mit ihren Gefühlen und neuen Situationen umzugehen und das Leben zu meistern. 

Welche Situationen Angst machen

Etwa mit einem Jahr haben viele Kinder häufig Angst vor fremden Menschen, unbekannten Dingen, lauten Geräuschen oder vor Höhen. Ein, zwei Jahre später verlagern sich die Ängste eher auf Tiere oder darauf, im Dunkeln und allein zu sein. Vorschüler machen eher Geister, Gespenster, eingebildete Monster und Naturphänomene wie Blitz und Donner Angst. Grund dafür ist das sogenannte magische Denken.

Diese Ängste legen sich im Grundschulalter. Sie werden aber von anderen abgelöst: Jetzt geht es mehr um angstauslösende Situationen, die mit dem neuen Alltag zu tun haben. Nun fürchten Kinder eher, dass sie abgelehnt werden könnten, in der Schule nicht die nötigen Leistungen bringen oder schlimm krank werden. Manchmal haben Kinder gleichzeitig mehrere Ängste. 

Selbstständigkeit lernen: Angst, ohne Mutter und Vater zu sein? 

Die Trennungsangst gehört zu den weitverbreitetsten Ängsten von Kindern. Diese Angst, ohne Mutter oder Vater zu sein, begleitet ein Kind meist mehrere Jahre. Sie beginnt in der Regel etwa am Ende des ersten Lebensjahres. In der Folge erleben Kinder immer wieder Zeiten, in denen die Angst, von den Eltern getrennt zu werden oder zu sein, mehr Raum einnimmt. Selbst im Kindergarten oder in der Grundschule kann es noch sein, dass Kinder sich davor fürchten ohne die Eltern zu sein.

Das ist vollkommen normal. Denn die Kinder befinden sich jetzt in einer entwicklungspsychologischen Ambivalenz: Einerseits wollen sie eigenständig werden und Dinge ohne Mama und Papa tun, andererseits benötigen sie weiterhin deren Schutz. Diese Angst entsteht also aus dem Schwanken zwischen Distanz und Nähe.

Monster, Geister und Wesen: Das magische Denken löst Ängste aus

Zwischen dem dritten und fünften Lebensjahr halten Geister, Gespenster oder gar Monster Einzug ins Kinderzimmer. Kinder beschäftigen sich dann viel mit Wesen, die über magische Kräfte verfügen. Denn sie selbst sind noch abhängig und müssen sich mit einem überschaubaren Kreis ihrer Möglichkeiten begnügen. Umso spannender sind dann Einhörner mit besonderen Fähigkeiten, Hexen mit Zaubersprüchen und Feen in Gesellschaft anderer Fabelwesen. Es fasziniert die Kleinen, dass es Wesen geben könnte, für die alles möglich ist. Es ist eine Projektion ihrer Wünsche von Stärke, Kraft und Selbstständigkeit. 

Doch gerade, weil die Kinder noch nicht so weit sind, macht es auch Angst, was da alles auf einen zukommen könnte. Was den Tag bestimmt, auch gefördert durch Hörspiele oder Geschichten mit derartigen Inhalten, nimmt auch im Schlaf nun Raum ein. Die Magie, nicht ganz greifbar und verständlich, macht Kindern auch Angst. Doch ein Albtraum vergeht und am nächsten Morgen wollen die Kinder gleich mehr hören von Hexe und Wolf und Co.

Was tun, wenn Kinder (zu) viel Angst haben?

Die meisten Kinder durchlaufen eine normale Entwicklung in Bezug auf Ängste. Sie spüren sie, können damit aber auch umgehen. Oft verschwinden vor allem Trennungsängste, sobald die Kinder in die Schule kommen. Auch die Ängste vor Gespenstern und Monstern hält normalerweise nicht viel länger an. Wenn du allerdings feststellst, dass dein Kind selbst in der Grundschule noch mit grossen Ängsten zu kämpfen hat und es dadurch zu stark gehemmt ist, solltest du eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt konsultieren. 

Auch, wenn Kinder tatsächlich Trennungen durchlebt haben, zum Beispiel von den Eltern oder wenn ein Elternteil gestorben ist, ist es besonders wichtig, dass sie Beistand erfahren, denn dann handelt es sich um Ängste, die nicht natürlicherweise zu ihrer Entwicklung dazu gehören.

 

Angstauslösende Situationen: So kannst du helfen

Bei einer Trennung: Gerade, wenn Kinder in den Kindergarten kommen oder eingeschult werden, ist das für sie ein grosser Schritt sich von ihrer Bezugsperson zu trennen. Eltern können ihre Kinder schon früh auf ihre ersten Abnabelungsschritte vorbereiten, indem sie deren Selbstvertrauen von Anfang an stärken, ihnen Sicherheit geben – auch durch einen klaren Tages- und Wochenablauf. Struktur schafft bei Kindern Halt. Es gilt ein scheinbares Paradoxon: Ein Kind, das gut gebunden ist, kann sich auch leichter trennen.

Bei Monstern unter dem Bett: Wenn Kinder schlecht träumen und angstvoll aufwachen, hilft es die Schlafphase kurz zu unterbrechen. Ein kleiner «Spaziergang» zum Fenster mit frischer Luft oder eine feste Umarmung, ein weiteres Gute-Nacht-Lied wirken Wunder. Kommen die Ängste tagsüber, können Eltern ihren Kindern bestätigen, dass es keine Monster und bösen Geister gibt. Auf jeden Fall sollte man die Ängste aber nicht lächerlich machen oder mit Sätzen wie «Ach, jetzt stell' Dich nicht so an!» kleinreden. Eine ruhige vernünftige Erklärung allerdings kann ein Kind auch in diesem Alter schon immer wieder beruhigen.

Foto: Getty Images

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