Babys drittes Jahr

Wie du deinem Kind Benehmen und Dankbarkeit erklärst und beibringst

Bitte, Merci, Grüezi – Anstand und Höflichkeit müssen Kinder erst lernen. Dabei geht es nicht nur um Floskeln: Höflichkeit ist wichtig für das Zusammenleben mit anderen Menschen und wer höflich ist, zeigt Respekt. Doch wie bringt man einem Kind gute Manieren und sogar Dankbarkeit bei?

Nützliche Informationen

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Höflichkeit und gutes Benehmen signalisieren Respekt gegenüber anderen Menschen.
  • Die Grenzen der anderen Menschen werden damit berücksichtigt.
  • Vorbild sein – auch in Sachen Benehmen: Eltern geben Kindern ein Beispiel.
  • Kindern sollte ein höflicher Umgang nicht zwanghaft beigebracht werden. Mit Humor kommt man manchmal viel weiter.
  • Auch Dankbarkeit können Kinder bereits früh lernen

Du begegnest der Nachbarin auf der Strasse, ihr grüsst euch freundlich, doch deine Tochter bleibt stumm. Dabei hat sie ihr letzthin erst eine Tafel Schokolade geschenkt. Auch da blieb das «Merci» aus. Was tun? Du kannst deiner Tochter erklären, dass es höflich ist, zu grüssen und sich zu bedanken. Du kannst mit ihr schimpfen. Doch ob das etwas bringen wird?

Kinder müssen Umgangsformen und Höflichkeit erst lernen. Und das braucht Zeit – und ab und zu auch gute Ideen seitens der Eltern.

Der Mensch lernt von Vorbildern

Wann sagt man Danke? In welchen Situationen sind Umgangsformen besonders wichtig? Kinder lernen am besten mit konkreten Beispielen. Vielleicht versuchst du es mit einem kleinen Rollenspiel. Du spielst Verschenken und bedankst dich überschwänglich für die wunderbaren Dinge, die deine Tochter dir in die Hände legt. Oder du spielst einmal das Gegenteil: Zeig, welches Verhalten gar nicht angebracht ist. Dreh dich demonstrativ um und mime eine ganz andere (überraschende) Reaktion. Mit Sicherheit wird das für deine Tochter oder deinen Sohn eindrücklicher sein, als jede lange Erklärung, was man tut und was nicht.

Der respektvolle Umgang innerhalb der Familie ist genauso wichtig. Auch wenn man einmal seiner Wut Ausdruck verleiht oder ungehalten reagiert, so sollte doch grundsätzlich jedes Familienmitglied respektiert werden. Auch dabei helfen kleine Worte wie «Danke», «Bitte» oder «Entschuldigung». Natürlich geht es in der Familie über Höflichkeit und gutes Benehmen hinaus, im besten Fall behandelt man sich dort vor allem liebevoll.

Bis gute Manieren und Umgangsformen selbstverständlich sind, kann das einige Zeit dauern. Eltern brauchen dafür Geduld wie in so vielen Aspekten der Erziehung. Doch mit der Zeit wird ein Kind es den Eltern nachmachen und ebenfalls grüssen und sich bedanken – vielleicht auch erst nach einer kleinen sanften Erinnerung.

Benimm dich! Warum Schimpfen kontraproduktiv ist

Ein Kind sollte allerdings keinesfalls zu Höflichkeit gezwungen werden, denn dann wird es sich erst recht dagegen sträuben und sich vielleicht sogar kategorisch weigern das zu tun, was von ihm verlangt wird. Wichtig ist, dass es vor Fremden nicht bloss gestellt und ausgeschimpft wird. Ein solches Verhalten wäre kontraproduktiv. Erst zu Hause, unter vier Augen, ist es angebracht dem Kind, wenn nötig, mit Deutlichkeit zu erklären, was es versäumt oder falsch gemacht beziehungsweise in Zukunft besser machen kann.

Ein harmonisches Zusammenleben basiert zu einem Teil auf höflichen Umgangsformen. Auf den ersten Blick scheinen die ritualisierten Worte vielleicht wie Floskeln, leer und oberflächlich, doch eigentlich sind sie von grosser Bedeutung. Sie zeigen nämlich, dass man vor einem anderen Menschen Respekt hat und dass man seine Grenzen wahrnimmt. Eine Gesellschaft funktioniert so am besten. Gleichzeitig macht Höflichkeit den Weg frei für Kompromisse, ebenfalls ein Grundpfeiler des sozialen Lebens. 

Gutes Benehmen lernen – aber wie?

  • Eltern müssen ihre eigenen Werte für sich klar definieren: Welcher Grad an Höflichkeit ist uns wichtig? Gelten innerhalb der Familie andere Umgangsformen als mit anderen Menschen? Was ist das Minimum an Höflichkeit und guten Manieren, das wir erwarten?
  • Konsequenz ist das A und O in der Erziehung, so auch beim Thema Höflichkeit und gutes Benehmen. Kinder müssen wissen, worauf sie sich verlassen können und an was sie sich halten müssen. Regeln sollen eingehalten werden, sonst sind sie nichts wert. 
  • Eltern sind immer Vorbild: Du solltest genauso einen höflichen Umgang und gute Manieren pflegen. Du forderst gutes Benehmen von deinen Kindern, also zeig, wie's geht.
  • Kinder verdienen Lob und Anerkennung, wenn sie etwas richtigmachen – auch bei den Manieren. Wenn du dein Kind für sein gutes Benehmen lobst, motiviert das, auch in anderen Situationen höflich und anständig zu reagieren
  • Verbissenheit führt selten zum gewünschten Ziel. Regeln mit Humor zu kommentieren oder einmal auf den Kopf zu stellen, um darüber zu lachen, bringt mehr als jede Schimpftirade.

Was tun, wenn das Kind flucht oder Schimpfwörter benutzt?

Schon im Kindergarten schnappen Kinder Wörter auf, die sie zu Hause vielleicht normalerweise nicht hören. Ein Kind weiss oft noch gar nicht, dass solche Ausdrücke andere Menschen verletzten können. Wie sollen Eltern damit umgehen, wenn ihr Kind solche Flüche und «bösen» Wörter im Mund führt? Auf keinen Fall verbieten! So wird jedes Wort noch interessanter und präsenter. Erkläre deinem Kind kurz, warum es ein bestimmtes Wort besser nicht verwenden sollte und mach ihm klar, dass es selbst ja auch nicht damit bezeichnet werden will.

Wie bringe ich meinem Kind Dankbarkeit bei?

Dankbarkeit macht glücklich

Mädchen umarmt innig seine Mutter
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Danke sagen ist wichtig. Dankbar sein ist noch besser. Wer dem Kind beides mitgeben kann, schenkt ihm die Basis für ein zufriedenes Leben.

«Und, was seisch?», der Vater schaut seine Tochter erwartungsvoll an. Das dreijährige Mädchen, im Einkaufswagen sitzend, hat an der Fleischtheke ein Wursträdli bekommen. Der Fleischfachmann lächelt. Der Vater zieht die Augenbrauen hoch. Das Mädchen schaut von einem Mann zum anderen und schiebt sich schweigend die Wurst in den Mund. «In diesem Alter können nicht alle Kinder so schnell mit einem <Dankeschön> reagieren», erklärt Rita Messmer, Entwicklungspädagogin und Erwachsenenbildnerin. «Es ist total okay, das Kind zu einem Dank aufzufordern», sagt Messmer. Drauf beharren bringe aber nichts. Besser, der Vater richtet sich an den Metzger und bedankt sich.

Danke sagen ist wichtig. Es ist ein Schmiermittel der Gesellschaft und sorgt für angenehme zwischenmenschliche Kontakte. Auch wenn das Danke nicht immer aus tiefstem Herzen kommt, drückt es immerhin Wertschätzung aus.

Text: Yvette Hettinger

Schätzen, was man hat

Noch wichtiger ist aber echte Dankbarkeit – also die Fähigkeit, einen Moment, einen Menschen, eine Tatsache oder das ganze Leben als etwas zu schätzen, das nicht selbstverständlich ist. «Dankbare Menschen sind zufriedener, gesünder und glücklicher, das belegen Studien», sagt Rita Messmer. Wer keine Dankbarkeit empfinden könne, fühle sich oft betrogen. Diese Menschen glaubten, das Leben, der Staat, die Partnerin schulde ihnen etwas. «Das führt zu Neid, Wut, Aggressionen und nicht selten zu körperlichen Beschwerden.» Leider liege in unserer Kultur oft der Fokus auf dem, was wir nicht haben, sagt Messmer, «schon die Werbung suggeriert, dass uns noch etwas zum totalen Glück fehlt.» Da hilft es, gelegentlich zu überlegen, was man schon alles hat, und sich darüber zu freuen. Damit leben wir den Kindern auch gleich vor, wie echte Wertschätzung geht. Kommt hinzu: Wenn man auf etwas warten und sparen muss, wird das Objekt der Begierde viel kostbarer.

Im Idealfall führt die Wertschätzung irgendwann dazu, dass das Kind von sich aus ein ehrliches «Danke» äussert. Das braucht aber Zeit. Kinder beobachten lange, bevor sie aus eigenem Willen handeln. Darum können Fleischtheken-Momente die kleinen Gehirne noch etwas überfordern. Aber es sind gute Gelegenheiten, den Erwachsenen etwas abzugucken.

Wie kann ich Dankbarkeit bei meinem Kind fördern?

Tipps für Eltern

  1. Vorleben: Selber Danke sagen, wenn es angebracht ist. Ist das Kind noch zu klein für eine Dankesäusserung, tu du das in seinem Namen.
  2. Üben: Mit grösseren Kindern hie und da besprechen, was ihnen wichtig ist und was sie schätzen. Das geht auch ganz nebenbei: «Diese Wanderung mit euch hab ich total genossen. Was hat euch heute Freude gemacht?» Nicht enttäuscht sein, wenn es beim Kind dann halt doch die Tüte Chips oder das neue Handy ist.
  3. Einordnen: Kinder wissen noch nicht, was wieviel wert ist. Sie freuen sich vielleicht über Schokolade genauso wie über eine Goldkette. Aber selbst wenn sie mit einem Geschenk gar nichts anfangen können, können sie sich für die gut gemeinte Geste des Schenkens bedanken. Mit Worten, einer Zeichnung oder einem kleinen, selber gebastelten Gegengeschenk.
  4. Geduld: Nicht auf einem mechanischen «Danke» beharren oder gar mit abstrusen Mahnungen («Und die Kinder in der Ukraine müssen frieren») Druck ausüben.

Foto: Getty Images

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