Babyalltag

Interview: Schreibabys

Manche Babys schreien jeden Tag mehrere Stunden lang und lassen sich kaum beruhigen. Sandra Guyer vom Verein Schreibabyhilfe hat Tipps für betroffene Eltern.

Sandra Guyer (45) berät beim Verein Schreibabyhilfe betroffene Eltern beim Mami4Mami Telefondienst. Sie hat einen Sohn, der ein Schreibaby war.

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Sandra Guyer

Beraterin Verein Schreibabyhilfe

Nützliche Informationen

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Warum weinen manche Babys eigentlich ganz besonders oft?

Die genauen Ursachen des unstillbaren Schreiens sind bis heute nicht abschliessend geklärt. Es wird angenommen, dass Schreibabys Schwierigkeiten haben, sich ihrem Entwicklungsstand entsprechend zu regulieren und zu beruhigen. Fachleute sprechen darum von einer frühkindlichen Regulationsstörung. Auch wird vermutet, dass Schreibabys sensibler sind als Babys im selben Alter, also mehr Eindrücke aufnehmen und Schwierigkeiten haben, diese Reize zu verarbeiten. Schreibabys leiden unter Schlafmangel und sind übermüdet – was wiederum zu vermehrtem Schreien führt.

Ab wann spricht man von einem Schreibaby?

Als Schreibabys gelten körperlich gesunde Säuglinge, die ohne ersichtlichen Grund besonders viel schreien und sich nur schwer beruhigen lassen. Als Anhaltspunkt kann die vom amerikanischen Kinderarzt Morris Wessel entwickelte Dreierregel dienen: Ein Schreibaby ist ein Kind, das mehr als drei Stunden pro Tag (innerhalb 24 Stunden), an mehr als drei Tagen pro Woche, während mehr als drei aufeinander folgenden Wochen schreit.

Gibt es bei extrem unruhigen Babys spezielle, wirkungsvolle Strategien, um sie zu beruhigen?

Es gibt, was Beruhigungsstrategien betrifft, kein Wundermittel. Jedes Baby ist anders. In der Regel hilft Körperkontakt. Gewisse Babys beruhigen sich gut im Tragetuch – andere Babys mögen dies jedoch gar nicht. Hilfreich ist sicher, wenn es den betroffenen Eltern gelingt, während der Schreiphasen selber nicht in Aufregung und Hektik zu verfallen. Auch kann das Bewusstsein helfen, dass ein Baby schreien darf. Allerdings ist es sehr wichtig, dass das Baby während der Schreiphasen begleitet wird.  

In welchen Fällen sollten sich Eltern von Schreibabys Hilfe holen?

Wenn die eigenen Grenzen erreicht sind – und am besten schon vorher! Wenn Eltern merken, dass sich die Beziehung zum Kind negativ zu verändern beginnt und sie dem Kind gegenüber feindliche, aggressive Gefühle zu entwickeln beginnen, dann ist es allerhöchste Zeit, sich Unterstützung zu suchen. 

Und wo finden sie Unterstützung?

Erste Ansprechperson sollte in jedem Fall der Kinderarzt oder die Kinderärztin sein, um abzuklären, ob das Baby körperlich gesund ist. 

Die Mütter- und Väterberatung kann unter Umständen helfen, Unterstützungsangebote zu finden.

Die Emotionelle Erste Hilfe ist eine Krisen- und Entwicklungsbegleitung für Babys und deren Eltern in emotionellen Krisen während der Schwangerschaft und nach der Geburt. Die Eltern erlernen einfache Massnahmen, um die angespannte Situation zu entschärfen. Auf www.emotionelle-erste-hilfe.org gibt es weitere Informationen sowie eine Therapeutenliste.

Grössere Spitäler bieten zudem oft Säuglingssprechstunden an. 

Das Stadtspital Triemli in Zürich bietet ein Therapieprogramm für Säuglinge mit frühkindlicher Regulationsstörung. Hierzu braucht es die Überweisung einer Fachperson.

Wichtig ist, dass betroffene Eltern auf offene Ohren stossen. Nicht alle Fachpersonen sind für das Thema Babyschreien gleichermassen sensibilisiert. Die Eltern sollten sich in jedem Fall ernst genommen und gestärkt fühlen!

Fotos: Getty Images / zVg Sandra Guyer

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