Erziehung & Entwicklung

Mit Kindern über Gefühle und Emotionen sprechen

Sprechen Kinder über Gefühle und Emotionen, lernen sie diese zu benennen und mit ihnen umzugehen. Je früher sie damit beginnen, umso besser, sagt Psychologin Sarah Stidwill.

Ab welchem Alter soll man mit Kindern über Gefühle sprechen?

So früh wie möglich. Wenn ein Baby weint, versucht man auch herauszufinden, was ihm fehlt und fragt zum Beispiel «bist du müde?» oder «hast du Hunger?». So kann man dem Kind schon früh signalisieren, dass seine Bedürfnisse oder Gefühle wichtig sind und dass man sie ernst nimmt.

Nützliche Informationen

Sarah Stidwill

ist Psychologin und Programmverantwortliche des Gesundheitsförderprogramms Kebab+, das vom Migros-Kulturprozent unterstützt wird.

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Sarah Stidwill

ist Psychologin und Programmverantwortliche des Gesundheitsförderprogramms Kebab+, das vom Migros-Kulturprozent unterstützt wird.

Wie spricht man mit Kindern über ihre Gefühle?

Das kommt ganz auf die Sprachentwicklung der Kinder an. Bei kleinen Kindern kann das schwierig sein. Hier helfen spielerische Hilfsmittel wie etwa Gefühlskarten (siehe Box). Je älter das Kind ist, desto mehr kann man auch nach dem Auslöser fragen: Ist etwas in der Schule passiert? Hast du dich mit einer Freundin gestritten? Wichtig ist dabei, dass du eine sichere Atmosphäre schaffst: Nimm das Kind beiseite oder warte auf einen ruhigen Moment zu zweit. Zeig ihm, dass du seine Gefühle ernst nimmst.

Wie kann man Kindern vermitteln, dass sie über ihre Gefühle sprechen sollen?

Am wichtigsten ist die Vorbildfunktion. Sprich selbst über deine Gefühle und versuche nicht, diese vor dem Kind zu verbergen – denn ein Kind merkt, wenn etwas nicht stimmt. So lernt das Kind, dass es nichts Schlimmes ist einmal zu weinen oder traurig zu sein. Das Kind sieht so auch, dass es nicht gute und erwünschte oder schlechte und unerwünschte Gefühle gibt.

Klappt das bei allen Kindern gleich gut?

Jedes Kind ist unterschiedlich und zeigt seine Gefühle anders. Das hat auch nichts mit dem Geschlecht zu tun. Eltern können sich hier ganz auf ihre Intuition verlassen, sie kennen ihr Kind schliesslich am besten.

Müssen Kinder über jedes Gefühl sprechen?

Nein, Kinder dürfen auch ihre Geheimnisse haben. Aber sie müssen wissen, dass es auch schlechte Geheimnisse gibt, wie etwa Gewalt, Mobbing oder Missbrauch. Es ist wichtig, dass die Kinder wissen, dass sie solche Geheimnisse verraten dürften.

Wann sollte man sich als Eltern wegen eines Geheimnisses Sorgen machen?

Beobachte dein Kind. Isst es normal? Schläft es gut? Ist es immer nervös vor der Schule und war es das früher nicht der Fall? Sobald du eine Veränderung bei deinem Kind wahrnimmst, solltest du versuchen mit ihm darüber zu sprechen.

Gibt es Dinge, die Kinder besser mit jemand anderem besprechen als mit den Eltern?

Es gibt Themen, die ein Kind nicht mit den eigenen Eltern besprechen möchte oder kann. Wenn es dem Kind schlecht geht und es nicht darüber sprechen will, kann man ihm auch eine andere Person zum Zuhören vorschlagen. Bei kleineren Kindern ist das vielleicht die Grossmutter oder ein älteres Geschwister. Bei Älteren kann das auch die Lehrperson oder ein Freund sein.

Sarah Stidwill ist Psychologin und Programmverantwortliche des Gesundheitsförderprogramms Kebab+, das vom Migros-Kulturprozent unterstützt wird.

Tipps für den Umgang mit Gefühlen und Emotionen:

  • Emotionskarten: Das Kind kann aus verschiedenen Bildern aussuchen, wie es sich fühlt. Das kann helfen, wenn sich das Kind noch nicht gut ausdrücken kann.
  • Zeichnen: Das Kind zeichnet, wie es ihm geht. Danach kann man darüber sprechen, was es gemalt hat.
  • Strategien festhalten: Wenn es dem Kind wieder besser geht, können gemeinsam Strategien erarbeitet werden, für die nächste schwierige Situation. Erarbeite zusammen mit dem Kind Strategien, wenn es traurig, wütend oder eifersüchtig ist. Eine spezielle Spielkiste hervorholen, ein Lied singen oder eine Runde im Wald spazieren.

Bild: Getty Images

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