Pränataldiagnostik – ja oder nein?
In den ersten drei Schwangerschaftsmonaten können Frauen verschiedene vorgeburtliche Tests machen. Bevor man testet, sollte man gut überlegen, wie man mit dem Resultat umgeht.
Kaum ist der Schwangerschaftstest positiv, muss sich eine schwangere Frau heute grundsätzlichen Fragen stellen. Blieb früher nur die gute Hoffnung, können Ärzte nun mit verschiedenen Tests feststellen, ob das Kind unter gewissen Krankheiten leidet. Die sogenannte Pränataldiagnostik hat in den letzten zwanzig Jahren grosse Fortschritte gemacht und wirft weitreichende ethische Fragen auf. Was ist Behinderung? Wer entscheidet, ob ein Kind leben darf? Wo fängt sogenannt lebenswertes Leben an? Gibt es ein Recht auf ein gesundes Kind?
Der Wunsch nach einem gesunden Kind steckt tief in uns und ist sehr verständlich. Die pränatalen Untersuchungen gehören heute zum Standard in den gynäkologischen Praxen. Trotzdem ist die Bandbreite an Meinungen, inwieweit man diesem Wunsch nachhelfen darf, breit. Es gibt Frauen, die jegliche vorgeburtlichen Tests aus ethischen oder religiösen Gründen ablehnen. Und es gibt Schwangere, die jede erdenkliche Möglichkeit nutzen wollen, um sich der Gesundheit ihres Nachwuchses zu versichern.
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Nicht alles lässt sich testen
Bei der Diskussion um die Pränataldiagnostik ist es wichtig, sich immer zu vergegenwärtigen: Auch wenn sämtliche Tests zufriedenstellend verlaufen, eine Garantie für ein gesundes Kind gibt es nicht. Viele Krankheiten lassen sich nicht oder noch nicht vorgeburtlich feststellen. Zudem entstehen viele Behinderungen auch während der Geburt, beispielsweise durch Sauerstoffmangel oder durch eine Frühgeburt. So etwas kann kein Test vorhersehen.
Das Alter der Frauen ist für gewisse Chromosomenstörungen wie beispielsweise die Trisomie 21 ein wichtiger Faktor. Eine 25-jährige Frau hat ein 0,1-prozentiges Risiko, ein Kind mit Down-Syndrom zur Welt zu bringen. Bis im Alter von 40 Jahren steigt dieses Risiko stark an, liegt aber trotzdem noch immer nur bei ungefähr einem Prozent. Allgemein empfehlen Ärzte für Frauen ab 35 Jahren vorgeburtliche Untersuchungen. Der Arzt hat dabei eine Beratungspflicht, er muss die Schwangere über die erhältlichen Tests informieren. Im hektischen Alltag einer Praxis fällt diese Beratung vielleicht nicht immer gleich ausführlich aus. Als schwangere Frau sollte man sich nicht scheuen, so lange nachzufragen, bis alle Unsicherheiten ausgeräumt sind.
Sich vor der Schwangerschaft Gedanken machen
Fachleute empfehlen zudem, sich mit der Frage «Pränataldiagnostik - ja oder nein?» bereits zu beschäftigen, bevor man schwanger ist. Die Tests gehen in den ersten drei Monaten über die Bühne. Die Zeit drängt dann, man fühlt sich vielleicht müde oder es ist einem übel – nicht die beste Voraussetzung, derart tiefgreifende Entscheidungen zu fällen. Als Paar sollte man sich nicht unter Druck setzen lassen, weder vom Arzt noch aus dem näheren Umfeld.
Macht sich jemand grosse Sorgen, kann ein Test beruhigend wirken. Allerdings nur wenn er positiv ausfällt. Und aus diesem Grund sollte man sich schon vorher Gedanken machen: Was mache ich, wenn das Resultat nicht wie gewünscht ausfällt? Kann ich mir ein Leben mit einem behinderten Kind vorstellen? Kann ich mir eine Abtreibung vorstellen? Im Moment können beispielsweise Chromosomenstörungen erst im vierten Monat gesichert nachgewiesen werden, weshalb eine Abtreibung durch Ausschabung häufig nicht mehr möglich ist und bei der betroffenen Frau der Geburtsvorgang medikamentös eingeleitet werden muss.
Und ganz vergessen sollte man auch nicht: Die allermeisten Kinder kommen gesund zur Welt.
Foto: Getty Images
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