Schulanfang

Nach den Ferien kein Bock mehr auf Schule – was jetzt?

Sommerferien sind perfekt, um die Seele baumeln zu lassen. Doch plötzlich steht der Schulalltag wieder vor der Tür und die Motivation ist weg. Was jetzt hilft.

Für alle ist die Rückkehr in den Alltag kein Zuckerschlecken. Doch meistens ist nur aller Anfang schwer. Damit die ersten Tage für Kinder und Eltern leichter werden, nachfolgend ein paar Tipps von Expertinnen.

Nützliche Informationen

Text: Barbara Scherer

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Warum fällt die Rückkehr nach den Ferien in die Schule schwer?

Auf die langen Ferien folgen die langen Gesichter: Dahinter steckt ein bekanntes Phänomen – der sogenannte Sommerloch-Effekt. Denn die Sommerferien unterbrechen den Lernrhythmus und den Schulalltag der Kinder.

«Das führt dazu, dass der Schulstoff vergessen geht. Je länger die Ferien andauern, umso grösser ist der Effekt», erklärt Margrit Stamm, emeritierte Professorin für Pädagogische Psychologie und Erziehungswissenschaften an der Universität Fribourg.

Daneben können hohe Erwartungen der Eltern Kinder unter Druck setzen und den Schulstart erschweren. Oft geben Kinder ihr Bestes und bringen trotzdem schlechte Noten nach Hause. «Die Unzufriedenheit der Eltern signalisiert dann, dass ihr Bestes nicht gut genug ist», so Stamm.

Das schlägt auf das Selbstvertrauen der Kinder, und die Schule wird zu einem Ort, an dem sie sich unwohl fühlen und an den sie ungerne zurückkehren. 

Wie können Eltern helfen?

Die Einstellung der Eltern hat laut Erziehungswissenschaftlerin Stamm einen grossen Einfluss darauf, ob Kinder gerne in die Schule zurückkehren: «Vermitteln sie ein positives Bild der Schule, motiviert das die Kinder.»

In der letzten Ferienwoche sollten die Kinder sich zudem langsam auf den Schulstart vorbereiten – den Schulstoff rekapitulieren und Lerngewohnheiten wieder aktivieren.

«Das passiert bereits, wenn die Kinder ihr Schulmaterial ordnen und für den ersten Schultag parat machen», sagt Claudia Solenthaler-Flubacher, Sozialpädagogin und Leiterin des Time-out-Angebots in Schaffhausen. Dieses begleitet Schüler, die sich in einer schwierigen Situation befinden. 

Welche Rolle spielt der Schlafrhythmus?

Bis spät in die Nacht wach und lange ausschlafen: In den Sommerferien ist das bei vielen normal. Doch das wird den Kindern bei der Rückkehr in die Schule zum Verhängnis. Darum ist es wichtig, dass die Kinder vor dem Schulstart zurück zum gewohnten Schlafrhythmus finden.

«Ich empfehle, mindestens eine Woche vor Schulstart langsam den Tagesablauf wieder einzuüben, das heisst, jeden Tag wieder etwas früher zu Bett zu gehen und früher aufzustehen», sagt Erziehungswissenschaftlerin Stamm. 

Wie wichtig sind die Lehrpersonen?

Ob der Einstieg in die Schule gelingt, hänge tatsächlich auch stark von den Lehrpersonen ab, sagt Margrit Stamm. «Bereits ein freundlicher Empfang durch die Lehrperson am ersten Tag wirkt sich positiv auf die Motivation der Kinder aus.»

Es ist wichtig, dass Lehrkräfte dafür sorgen, dass die Schule ein Ort ist, an dem sich Kinder wohlfühlen. Der erste Schultag sollte deshalb auch mit einem sanften, spielerischen Einstieg in den Lernstoff beginnen.

Ob die Kinder gerne zurückkehren, hängt laut Sozialpädagogin Solenthaler-Flubacher ebenfalls damit zusammen, was vor den Ferien passiert ist. «Hat die Schule mit einem positiven Erlebnis wie einem Spiele- oder Filmnachmittag geendet, freuen sich die Kinder auch wieder zurückzukommen.»

Was tun bei Ängsten vor dem Schulstart?

Wenn Kinder sich vor dem Schulstart fürchten, sollten Eltern das Gespräch mit ihnen suchen. «Am besten betont man dabei die guten Seiten der Schule wie das Lieblingsfach oder das Wiedersehen mit den Schulfreunden», sagt Claudia Solenthaler-Flubacher.

Auslöser der Ängste sei meist Überforderung: So glauben viele Kinder und Jugendliche, dass sie den Erwartungen der Eltern oder der Schule nicht gerecht werden können. «Einige Kinder empfinden die Situation im Klassenzimmer oder auf dem Pausenhof als belastend – sie reagieren empfindlich auf Lärm, haben eventuell ein schwieriges Verhältnis zur Lehrkraft oder sind von Mobbing betroffen», sagt die Sozialpädagogin.

Sind die Ängste extrem, sollte eine Fachperson vom schulpsychologischen Dienst oder Schulsozialarbeitende hinzugezogen werden. Steht ein Übertritt in eine neue Stufe oder Schule bevor, kann das Kinder und Jugendliche zusätzlich nervös machen.

Gerade ältere Kinder sollten dann ermutigt werden, sich vorzubereiten. «Eine Strategie ist es, To-do-Listen zu erstellen und selbständig abzuarbeiten – das fördert die Eigenständigkeit und bereitet auf die neue Schule vor», sagt Stamm. 

Sollten Kinder in den Ferien pauken?

Statt in den Ferien den Faden zu verlieren, die Kinder in die Nachhilfe schicken – eine immer beliebtere Lösung. So lassen hierzulande fast 60 Prozent der Eltern ihre Kinder in den Ferien lernen, wie eine Studie zeigt.

Doch das kann den Nachwuchs weiter demotivieren. «Auch Schulkinder brauchen einmal eine Pause, in der sie einfach sein dürfen und sich mit Freunden treffen können», sagt Margrit Stamm.

Ferien als Nachhilfezeit zu nutzen, ist also nicht die beste Lösung. Besser den Schulstoff in der letzten Woche langsam und spielerisch wieder aufnehmen. 

Was tun, wenn der Nachwuchs nach den Ferien schwänzt?

Statt ins Schulhaus einfach direkt in den Park: Wenn Kinder gar nicht mehr zur Schule wollen, verzweifeln Eltern schnell einmal. «Druck auszuüben, etwa durch Drohungen, ist in solchen Situationen kontraproduktiv», erklärt Solenthaler-Flubacher.

Stattdessen sollten Eltern sich professionelle Hilfe holen. Denn meist müsse zuerst das Selbstvertrauen der Kinder und Jugendlichen wieder aufgebaut werden. In den Wald zu gehen oder Sport zu machen, hilft: «So lernt ein Kind, dass es vielleicht nicht so gut in Mathe ist, dafür aber schnell laufen und auf einen Baum klettern kann, das fördert das Selbstvertrauen.»

Brauchts noch was zum Schulstart?

Bild: Getty Images

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