Erziehung & Entwicklung

Dürfen Kinder mit Spielzeugwaffen spielen?

Sie verfolgen sich und feuern aus Spielzeugwaffen Schaustoffprojektile aufeinander ab – Kämpfen als Spiel mit realistisch nachempfundenen Waffen. Was Kinder fasziniert, hinterlässt Erwachsene skeptisch. Wie könnte ein guter Umgang damit aussehen?

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Text: Kristina Reiss

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Text: Kristina Reiss

«Getroffen!», schallt es über den Spielplatz, «Du bist tot!» oder «Gleich hab‘ ich dich!». Abends vor dem Einschlafen schwärmt der 9-Jährige: «Das macht so Spass! Zum Geburtstag wünsche ich mir ein grösseres Gewehr». 

Anruf bei Petra Moser, Erziehungswissenschaftlerin an der Pädagogischen Hochschule Zürich:

Macht es einen Unterschied, ob Kinder Stöcke aufeinander richten und «peng, peng» rufen oder ob sie Spielzeug verwenden, das echten Waffen nachempfunden ist? «Erwachsene assoziieren mit Waffen etwas anderes als Kinder», sagt die Pädagogin. «Für uns sind Waffen Symbole für Gewalt und Krieg – was wir aus guten Gründen ablehnen.» Kinder jedoch haben diesen Erfahrungshintergrund nicht. Sie sehen in Spielzeugwaffen ein Mittel, um sich abzureagieren, Erlebnisse zu verarbeiten, sich mit anderen zu messen oder ihre Selbstwirksamkeit zu steigern. Stöcke oder Spielzeugwaffen verleihen ihnen das Gefühl, etwas bewirken zu können. Kurz: «So lange keine Begeisterung für Krieg und Machtausübung im Spiel ist und bei anderen nicht Angst erzeugt wird, dürfen Erwachsene das Spielen mit Waffen ruhig zulassen», so Moser. 

Umgang mit Spielzeugwaffen

Wichtig findet die Pädagogin, Pistolen und Co. nicht zu tabuisieren («sonst werden sie erst recht interessant»), lieber das Ganze im Gespräch mit dem Nachwuchs einordnen und Regeln festlegen (siehe Tipps). Schliesslich zeigen Studien, dass es keinen direkten Zusammenhang gibt zwischen Spielen mit Waffenimitaten und aggressivem, gewalttätigem Verhalten.

Entscheidend ist dabei, dass Kinder zwischen Realität und Spiel unterscheiden können. Ausserdem sollten Eltern sich bewusst machen: Waffen-Spiele fasziniert die Jüngsten seit Generationen – zur Not behelfen sie sich selbst. «In einem Kindergarten habe ich mal erlebt, dass sich Kinder – mangels Spielzeugwaffen – Znüni-Brote und Gelbe Rüben in Pistolenform zurechtbissen und damit aufeinander zielten», erzählt Moser.

Generell gelte: Beim Nachspielen von Situationen lernen die Kleinen extrem viel. Dass es sich um Fiktion handelt, stellen sie meist sogar selbst klar mit Formulierungen wie «du wärst jetzt…» oder «wir tun so also ob». Deshalb findet Petra Moser: «Wir sollten Kindern zutrauen, dass sie sich dessen nicht nur in Rollenspielen mit Puppen bewusst sind, sondern auch mit Spielzeugwaffen».

Tipps: Was beim fiktiven Kampf mit Spielzeugwaffen wichtig ist

Gemeinsam Regeln aushandeln, festlegen und klar kommunizieren:

  • Nicht auf Personen zielen, die nicht mitspielen, nicht aufs Gesicht, nicht auf Tiere.
  • Einen sicheren Ort bestimmen, an den man sich zurückziehen kann (gekämpft wird nur auf einem abgemachten Areal) oder umgekehrt: einen Ort festlegen, an dem gekämpft werden darf.
  • Will ein*e Mitspieler*in nicht mehr, wird sofort aufgehört. Dafür ein Codewort festlegen.

Darüber sprechen und einordnen:

  • Die Gelegenheit nutzen und mit Kindern grundsätzlich über Kämpfe und kriegerische Auseinandersetzungen sprechen – einordnen («Es gibt Gewalt und Kriege… das lehnen wir ab…»), dabei aber nicht moralisierend belehren, nicht das Spiel mit Waffen gänzlich verbieten.

Vereinbarungen treffen:

  • Wie bei allen Dingen, die Erwachsene für schädlich halten (u.a. Medienkonsum) gilt auch hier: In Massen damit umgehen, z.B. durch Begrenzen der Spieldauer.

Tipp der Famigros-Redaktion:

Kleine Kinder werfen Wasserballone
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  • Anstatt mit Spielzeugwaffen kann in den wärmeren Monaten mit Wasserpistolen und Wasserballone lustige Wasserschlachten veranstalten. 
    Dabei gelten die gleichen Regeln: Nicht ins Gesicht oder auf Tiere spritzen, klare Wasser-Zonen abmachen und ein Codewort einführen.

    Wichtig ist ausserdem, dass nach der Wasserschlacht alle Wasserballonreste geräumt werden. 

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Bilder: Getty Images

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