Welches Haustier passt zu meinem Kind?
Irgendwann kommt die Frage in jeder Familie: Mami, Papi, darf ich ein Haustier haben? Doch nicht jedes Tier eigne sich für jedes Kind – und jede Anschaffung wolle gut überlegt sein, sagt Haustierexpertin Esther Geisser.
Hunde
Geeignet für Aktive
Bietet: Interaktion, Zuneigung, Anhänglichkeit
Braucht: Viel Pflege, Erziehung, Auslauf, Spiel
Esther Geisser: «Führe als Testlauf gemeinsam mit dem Kind einen Hund aus dem Tierheim oder von Bekannten ein paar Mal spazieren. Und achte beim Kauf auf eine kindergerechte Grösse und Rasse.»
Meerschweinchen
Geeignet für Einfühlsame
Bietet: Beobachtungsmöglichkeiten, kann zutraulich werden, ist aber kein Kuscheltier
Braucht: Artgenossen, grosses Gehege mit Rückzugsmöglichkeiten
Esther Geisser: «Pflücke mit den Kindern geeignete Kräuter für die Meerschweinchen. Nähere dich den Tieren beim Füttern nie von oben, das erschreckt sie.»
Katzen
Geeignet für Verschmuste
Bietet: Interaktion, Streichelmöglichkeiten
Braucht: Futter, Beschäftigung, ab und zu ihre Ruhe und Rückzugsmöglichkeiten, Wohnungskatzen brauchen Artgenossen
Esther Geisser: «Wähle die Katze nach ihrem Charakter aus, indem du das Tierheim oder den Verkäufer mehrmals besuchst. Nicht jede Katze liebt Betrieb und ist für einen Kinderhaushalt geeignet.»
Kaninchen
Geeignet für Geduldige
Bietet: Weiches Streichelfell, kann zutraulich werden, ist aber kein Kuscheltier
Braucht: Artgenossen, sehr grossen Käfig und Auslauf im Freien
Esther Geisser: «Kaninchen wollen draussen herumtollen und graben. Gib ihnen diesen Platz und gewöhne sie mit Geduld an dich.»
Ratten
Geeignet für Dompteure
Bietet: Schmusetier, kann zutraulich werden
Braucht: Grossen, mehrstöckigen Käfig mit Rückzugsorten
Esther Geisser: «Ratten wollen rennen, klettern und sind sehr intelligent: Lass das Kind Tricks mit ihnen einstudieren. Weil es kleine Tiere sind, sollte die Feinmotorik des Kindes bereits gut entwickelt sein.»
Fische
Geeignet für Naturdetektive
Bietet: Beobachtungsmöglichkeiten, interessante Verhalten
Braucht: Grosses Aquarium, jede Art hat andere Bedürfnisse
Esther Geisser: «Lässige Tiere für Neugierige. Kaufe Süsswasserfische am besten aus einer Auffangstation. Lass dich beraten, welche Arten geeignet sind.»
Wellensittiche
Geeignet für Beobachter
Bietet: Beobachtungsmöglichkeiten, können zutraulich werden
Braucht: Artgenossen, grosszügige Gartenvoliere oder ein Vogelzimmer
Esther Geisser: «Vogelhaltung benötigt sehr viel Platz, damit die Tiere fliegen können. Meine persönliche Meinung: Füttere und beobachte besser ganzjährig Wildvögel. Oder schaff dir Hühner an.»
sittich
Das gilt es abzuklären
Grundsätzlich sei es bereichernd, wenn ein Kind mit Tieren aufwachsen dürfe, sagt Esther Geisser, die Gründerin der Tierschutzorganisation NetAP. «Es lernt, Rücksicht zu nehmen, Verantwortung zu tragen und wird sensibilisiert für die Bedürfnisse anderer Lebewesen.» Allerdings stehe und falle das Projekt mit der Vorbereitung der Eltern. Bevor man sich für ein Tier entscheidet, gilt es diverse Fragen abzuklären:
Hat jemand in der Familie eine Allergie?
Vom Katzenfell bis zu den Wellensittichfedern: Praktisch jede Haustierart kann eine allergische Reaktion auslösen.
Welche Kosten entstehen?
Mit dem Kauf des Tieres ist es nicht getan. Für jede Art gibt es eine Grundausrüstung wie Gehege oder Transportbox. Das Tier braucht Futter und Einstreu. Ins Gewicht fallen laut Esther Geisser insbesondere die Tierarztkosten. Der Beinbruch eines Kaninchens kostet rasch einmal 800 Franken, eine Zahnbehandlung bei der Katze über 1000 Franken. «Wer nicht bereit ist, solche Folgekosten zu übernehmen, sollte auf ein Haustier verzichten.»
Haben wir genügend Platz?
Sämtliche Haustiergehege sollten grosszügig bemessen sein. Nagetiere und Vögel sind sehr soziale Tiere – man muss mindestens zwei, besser mehrere gemeinsam halten.
Was, wenn wir in die Ferien fahren?
Tiere benötigen während Abwesenheiten jemanden, der sie füttert und beschäftigt.
Jede Familie sollte die gewünschte Tierart vor dem Kaufentscheid gut kennenlernen. Geisser empfiehlt, gemeinsam mit den Kindern Ratgeber zu studieren. Und die Tiere regelmässig live zu erleben – in einem Tierheim, in einer Auffangstation oder durch die Ferienbetreuung des Nachbartiers. So findet man heraus, ob das Kind zu dem Tier passt und beugt Spontanentscheidungen vor.
Für die täglichen Arbeiten wie Füttern oder Misten könne man mit dem Kind einen Ämtliplan vereinbaren, sagt Geisser. Doch auch wenn ein Kind noch so eifrig bei der Sache sei: «Am Ende liegt die Verantwortung für das Tier zu 100 Prozent bei den Eltern.»
Alternativen
Ein Haustier um jeden Preis ist keine gute Idee. Wer nicht sicher ist, ob er dem Tier bis zu dessen Lebensende gerecht werden kann, sollte gemeinsam mit den Kindern nach Alternativen Ausschau halten: Viele Tierheime sind froh um Freiwillige, die mit Hunden Spaziergänge unternehmen oder sich ab und zu um eine Katze kümmern. Eine andere Möglichkeit ist, eine Patenschaft zu übernehmen und «sein» Tier regelmässig zu besuchen. Auch für Private kann man Hütedienste übernehmen. Im Trend sind auch sogenannte Dogsharing-Plattformen, bei denen sich mehrere Parteien die Betreuung eines Hundes teilen. Allerdings ist nicht jeder Hund für ein solches Hin und Her geeignet.
Foto: Getty Images; Autor: Simon Koechlin
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