Was Kindern beim Tod eines Haustieres hilft
Stirbt ein Haustier, trifft das Kinder besonders hart. Wie Eltern beim Trauern helfen können.
Stirbt das geliebte Haustier, kann für Kinder eine Welt zusammenbrechen. Ein Familienmitglied, ein Gefährte, der immer da war, der getröstet, aber nie kritisiert oder geschimpft hat, ist plötzlich weg.
Wie spricht man mit Kindern darüber?
Ehrlich und transparent. «Erfinden Sie keine Geschichte, zum Beispiel, dass das Tier weggelaufen sei. Dies kann für das Kind viel schlimmer sein», sagt Simone Marugg, Kundenbetreuerin im Tierkrematorium Schweiz und Mitautorin des Kinderbuches «An unserer Seite – für immer». Besser ist, klar zu sagen, woran das Haustier gestorben ist. Eltern sollten sich Zeit für die Fragen ihrer Kinder nehmen. Dinge, nach denen das Kind nicht fragt, nicht erzählen. Auch sollten sie eingestehen, wenn sie etwas nicht wissen und zuerst darüber nachdenken müssen.
Wie macht man das altersgerecht?
Kinder unter 3 Jahren verstehen nicht, was der Tod bedeutet. Sie merken zwar, dass Mimi weg ist, verstehen aber nicht, dass sie nicht wiederkommt. Dennoch sollte man dem Kind erklären, was passiert ist: «Mimi ist auf die Strasse gerannt, wurde von einem Auto überfahren, und ihr Körper wurde so schwer verletzt, dass sie gestorben ist.»
Kinder zwischen 3 und 5 Jahren entwickeln ein erstes Verständnis für den Tod, nehmen ihn jedoch als umkehrbar wahr. Nicht selten fragen sie dann: «Wann kommt Mimi wieder?» Auch hier ist Ehrlichkeit wichtig: «Sie ist gestorben und kommt nicht mehr.»
Kinder zwischen 6 und 9 Jahren begreifen in der Regel, dass der Tod unwiderruflich ist, die Endgültigkeit bleibt für sie jedoch abstrakt. Da sie realisieren, dass sie selbst sterben können, können sie diesbezüglich Ängste entwickeln.
Kinder ab etwa 10 Jahren verstehen, was der Tod wirklich bedeutet. Für Jugendliche ist der Tod des Haustieres oftmals schlimmer als für kleinere Kinder, gerade wenn Bello sein ganzes Leben schon an ihrer Seite war. «Teenager trauern oftmals länger oder ziehen sich zurück», sagt Claudia Pilatus, Psychologin und Mitautorin des Buches «Es ist doch nur ein Hund …» «Das ist in Ordnung.»
Wie bereitet man ein Kind auf den Tod des Haustieres vor?
Ist der Tod eines Haustieres absehbar, bieten sich Bilderbücher zum Thema Tod und Abschiednehmen an. Diese sind oft gute Einstiege für weitere Gespräche. Auch können Familien gemeinsam überlegen, wie und wo das Tier bestattet werden soll. Dafür etwa einen Tierfriedhof besuchen oder ein Plätzchen im Garten bestimmen.
Sollen Kinder dabei sein, wenn es eingeschläfert wird?
Das Kind soll selbst entscheiden, ob es beim Ableben des Haustieres dabei sein will. Johannes Ruchti, Bestatter und Trauerredner, der auch Tierbestattungen anbietet, sagt: «Kinder sind feinfühlig und wissen gut, was sie ertragen können.» Wichtig ist, dem Kind genau zu erklären, was in der Tierarztpraxis passiert, und auf die Wortwahl zu achten. Simone Marugg plädiert dafür, Wörter wie «schlafen» oder «einschläfern» zu vermeiden. Diese könnten Ängste vor dem Schlafen auslösen. Stattdessen können Eltern sagen: «Die Tierärztin hilft Bello beim Sterben.» Eltern dürfen die Entscheidung, ob ein Tier euthanasiert wird, nie dem Kind überlassen. «Das ist immer Sache der Eltern, auch wenn das Tier dem Kind gehört», sagt Simone Marugg.
Sollten Kinder ein totes Tier sehen?
Ja, sofern das Kind dies möchte, kann es bei der Verarbeitung helfen. Doch was, wenn die überfahrene Mimi nicht mehr schön aussieht? «Man kann das Büsi zudecken. Vielleicht ist ja ein Pfötchen noch intakt, und das Kind kann dieses nochmals streicheln», sagt Johannes Ruchti. Sterbe ein Tier plötzlich, sei das Abschiednehmen noch wichtiger. Ansonsten könne beim Kind das Gefühl entstehen, jemand habe das Tier weggenommen.
Diese Rituale helfen beim Abschiednehmen
- Bestattung, Verstreuen der Asche oder Einrichten eines Gedenkplatzes
- Abschiedsbriefe oder Zeichnungen verbrennen oder mit dem Tier beerdigen
- Einen Ballon als Abschiedsgruss in den Himmel steigen lassen
- Ein Fotobuch erstellen und immer wieder in Erinnerungen schwelgen
- Einen Pfotenabdruck mit Farbe oder aus Gips machen lassen
- Ein paar Haare abschneiden und aufbewahren
- Ein Schmuckstück aus der Asche oder aus einem Pfotenabdruck herstellen lassen
Wie lange warten bis zu einem neuen Haustier?
Claudia Pilatus ist der Meinung, dass man dem verstorbenen Tier aus Respekt eine gewisse Erinnerungs- und Trauerzeit zugestehen sollte. Für Simone Marugg und Johannes Ruchti hingegen spricht nichts dagegen, sich nach kurzer Zeit wieder ein Haustier anzuschaffen. Johannes Ruchti sagt: «Das heisst nicht, dass man das verstorbene Tier nicht mehr würdigt.» Für Simone Marugg ist wichtig, dass das neue Tier das alte nicht ersetzt: «Es ist ein eigenes Tier mit anderem Aussehen und Charakter.»
Foto: Getty Images
Weitere Ideen aus der Famigros-Redaktion
verpassen