Zeit für den Kindergarten: So gelingt der Start im Chindsgi
Beginnt für dein Kind bald der Kindergarten? Erfahre alles über den Kindergartenstart und was dein Kind dort erwartet. Mit Tipps, wie der Start gelingt und sich dein Kind so richtig darauf freut.
Nützliche Informationen
Das Wichtigste in Kürze:
- Abgesehen vom Alter gibt es keine verbindlichen Kriterien für den Eintritt in den Kindergarten. Dein Kind sollte jedoch bestimmte körperliche, emotionale und soziale Grundkompetenzen mitbringen, wenn es in den Chindsgi kommt.
- Der Kindergarten bestimmt den Tages- und Wochenablauf neu.
- Jedes Kind geht mit der Umstellung anders um und braucht unterschiedlich viel Zeit dafür.
Mit dem Kindergarten beginnt für das Kind ein neuer Lebensabschnitt – ebenso für die Eltern. Denn mit dem Kindergartenstart erfolgt oftmals auch eine erste Ablösung zwischen Eltern und Kind. Der Übergang ist deshalb für alle Beteiligten eine grosse Umstellung. Allein der Tagesablauf verändert sich; mit dem Besuch des Kindergartens sind die Tage und Wochen stärker strukturiert.
Seit das Schweizerische Schulkonkordat HarmoS in Kraft ist, gilt in den meisten Kantonen der 31. Juli als Stichtag für den obligatorischen Eintritt in den Kindergarten. Wenn also dein Kind bis Ende Juli vier Jahre alt geworden ist, kann es nach den Sommerferien in den Kindergarten eintreten. Trotz HarmoS gibt es weiterhin kantonale Unterschiede: So dauert der obligatorische Kindergarten in 17 Schweizer Kantonen (etwa in Aargau, Basel, Bern und Zürich) zwei Jahre. In acht Kantonen (unter anderem in Luzern, Obwalden, Schwyz und Zug) dauert der Kindergarten ein Jahr. Dieses obligatorische Jahr kann in der Regel um ein Jahr verlängert werden.
Ist mein Kind bereit für den Chindsgi?
Zwischen dem Anmeldetermin für den Kindergarten und dem vierten Geburtstag des Kindes liegen oft mehrere Monate. In dieser Zeit kann sich ein Kind noch stark entwickeln. Zum Zeitpunkt des Anmeldetermins sind Eltern deshalb oft unsicher, ob ihr Kind zu Beginn des nächsten Schuljahres schon bereit sein wird für den Kindergarten.
Einige Primarschulen geben eine Checkliste für die «Kindergartenreife» an. Diese ist aber nicht als starrer «Forderungskatalog» zu verstehen, sondern vielmehr als Orientierungshilfe für Eltern. Zudem wären gemäss der Erziehungswissenschaftlerin Margrit Stamm die Begriffe «Kindergartenbereitschaft» oder «Kindergartenfähigkeit» treffender, da «Reife» einen biologisch bedingten Entwicklungszustand meint. Kindergartenfähigkeit bedeutet ein Zusammenspiel von körperlichen, emotionalen und sozialen Grundkompetenzen:
- Selbstständigkeit: Dein Kind braucht tagsüber keine Windeln mehr und kann alleine aufs WC gehen. Es kann sich weitgehend eigenständig an- und ausziehen.
- Loslösung: Dein Kind kann sich für vier Stunden von zu Hause trennen, also mindestens vier Stunden ohne Mama oder Papa sein.
- Grenzen und Regeln: Dein Kind kann Grenzen akzeptieren. Es versteht Regeln, kann danach handeln und ist in der Lage, kleine Aufträge auszuführen.
- Durchhaltevermögen: Dein Kind kann 10 Minuten lang still sitzen, ruhig zuhören und sich längere Zeit mit einer Sache beschäftigen.
- Gruppenfähigkeit: Dein Kind hatte bereits sozialen Umgang mit anderen Kindern und kann rücksichtsvoll mit ihnen umgehen. Es kann warten, bis es an der Reihe ist.
- Motorik: Dein Kind kann rennen, klettern und Treppen steigen (grobmotorische Fertigkeiten). Es kann malen, kleben und schneiden (feinmotorische Fertigkeiten).
Wohlverstanden: Bei diesen Grundkompetenzen handelt es sich nicht um verbindliche Kriterien, sondern um eine Orientierungshilfe. Ausserdem stellt sich Kindergartenfähigkeit nicht von einem Tag auf den anderen ein – es handelt sich dabei um einen Prozess.
Den Kindergartenstart verschieben?
Wenn du unsicher bist, ob dein Kind noch etwas Zeit braucht, um «kindergartenbereit» zu werden, solltest du dich möglichst mit weiteren Bezugspersonen des Kindes austauschen (Kita-Betreuungspersonen, Grosseltern usw.). Auch ein Gespräch mit der Schulpflege kann Klarheit bringen. Eine professionelle Einschätzung kann der Kinderarzt oder die Kinderärztin vornehmen.
Beachte ausserdem die behördlichen Vorgaben und informiere dich, welche Regeln in deinem Kanton gelten. In einigen wenigen Kantonen (etwa in Bern und im Aargau) dürfen die Eltern selber entscheiden, ob sie ihr Kind ein Jahr später einschulen wollen. Hier braucht es weder eine schulpsychologische noch eine ärztliche Abklärung. Generell gilt aber: «In der Mehrheit der Kantone ist eine um ein Jahr verschobene Einschulung in den Kindergarten nur möglich, wenn fehlende Kindergartenreife, eine Entwicklungsverzögerung oder andere besondere Gründe vorliegen. In der Regel entscheidet die lokale Schulbehörde über die verspätete Einschulung in den Kindergarten. Eine Minderheit der Kantone überlässt den Entscheid den Eltern.» Du findest diese und weitere Informationen zur verschobenen Einschulung auf der Website der EDK (Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren).
Bereite dein Kind auf den Kindergarten vor
Ob zum regulären Zeitpunkt oder später: Damit der Start im Kindergarten gelingt, helfen gewisse Vorbereitungen. Drei- bis Vierjährige wollen beschäftigt und gefördert werden. Sie sind wissbegierig und gerne aktiv. Freies Spielen ist wichtig. Der Spielplatz alleine reicht dafür möglicherweise nicht mehr aus. Falls dein Kind noch nicht in einer Kita ist, findest du vielleicht eine Spielgruppe oder ein anderes Angebot für Kinder, an dem dein Kind teilnehmen kann. So lernt es den Umgang in der Gruppe und erhält neue Eindrücke von aussen.
Das erste Kindergartenjahr: Erstmals ohne Eltern
Das Kind erlebt nun selbst viel Neues, auch gefühlsmässig. Das eindrücklichste Erlebnis ist natürlich die Trennung von den Eltern und allenfalls auch der Kita. Es muss sich nun in eine grössere Gruppe integrieren und an eine neue Bezugsperson gewöhnen, die nicht nur für es selbst da ist, sondern auch für andere Kinder. Es muss Beziehungen zu anderen Kindern aufbauen und Rücksicht auf diese nehmen. Es muss neue Regeln lernen und sich an einen anderen zeitlichen Rhythmus gewöhnen als zuhause. Sich in einer fremden Umgebung zurechtzufinden, die Sicherheit des Vertrauten aufzugeben und das alles ohne die Eltern in der Nähe, bedeutet für die meisten Kinder eine grosse Umstellung.
Eingewöhnungsphase: Lass deinem Kind Zeit
Jedes Kind geht mit diesen Veränderungen anders um. Während das eine spontan und freudig auf Neues zugeht und gleich «Gschpänlis» um sich schart, wartet ein anderes schüchtern und ängstlich ab. Bei Letzteren kann es mehrere Wochen oder gar Monate dauern, bis es unbeschwert seinen Platz gefunden hat und sich in seiner Kindergartengruppe wohlfühlt. Lass deinem Kind die nötige Zeit, um sich an die neue Situation zu gewöhnen – und sei auch geduldig mit dir selbst, falls dir die Loslösung vom Kind anfangs noch schwerfällt.
Foto: Getty Images
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