Schultipps

So gibts kein Drama bei den Ufzgi

Viele Kinder haben Mühe mit den Hausaufgaben. Zwei Expertinnen erklären, wie Eltern ihre Kinder motivieren und wann sie besser gar nichts sagen.

Warum werden Hausaufgaben so oft zum Zankapfel?

«Hausaufgaben sorgen für Streit, weil viele Kinder direkt nach der Schule zu müde sind, während es den Eltern wichtig ist, dass sie rasch und sorgfältig erledigt werden», sagt Fabian Grolimund, Psychologe und Lerncoach. Das Kind trödelt, schiebt die Ufzgi auf oder behauptet, gar keine zu haben. Schon hängt der Haussegen schief.

Wie können die Eltern für Entspannung sorgen?

Eine gute Atmosphäre beim Lernen fördert nicht nur die Motivation, sondern auch die Leistung. Also besser nicht gleich die Ufzgi-Frage stellen, kaum hat das Kind die Schuhe ausgezogen. Stattdessen erst mal fragen, was es heute noch Schönes machen will und die Aufgaben darum herum portionieren. «Oft wird es leichter, wenn Eltern die Beziehung zum Kind stärker gewichten, als dass alle Arbeitsblätter gelöst sind», sagt Psychologin Stefanie Rietzler.

Was tun bei zu viel Stoff?

Fragen, was das Kind bis morgen alles machen muss. Dann aufmunternd sagen «Das ist wirklich eine Menge … Komm, wir teilen es ein, damit du trotzdem noch Zeit für dich hast».

Was, wenn das Kind nachhaltig unmotiviert ist?

Eine Motzzeit vereinbaren. Wecker auf 15 Minuten einstellen. Danach darf das Kind über Hausaufgaben und Schule ablästern, jammern, fluchen. Papa oder Mama hören einfach zu, argumentieren aber nicht dagegen. «Auch eifrigen Motzern fällt nach einer Viertelstunde nichts mehr ein», so Grolimund.

Wo macht das Kind idealerweise die Aufgaben?

Das ist individuell. Vielleicht geht es besser am Küchentisch oder auf dem Balkon als am Pult. Vielleicht helfen leichte Instrumentalmusik oder Lernen in Bewegung.

Wie lange am Stück büffeln ist ideal?

Statt langer Lernmarathons besser kurze Sprints, danach zwei bis fünf Minuten Pause – das entlastet den präfrontalen Kortex. Qualität ist wichtiger als Quantität. Konkret: Pausen machen, bevor das Kind müde ist.

Sollen Eltern Laissez-faire anwenden?

Nein. Aber die Erfahrung zeigt, dass Konflikte abnehmen, wenn die Eltern den Kindern mehr Raum und Verantwortung zugestehen und weniger drängen oder kontrollieren. So kommen die Kinder eher von selbst wieder auf einen zu, wenn sie Hilfe brauchen.

Knackpunkt Pubertät – wie meistern Eltern das?

Die Aufgabe der Eltern ist da: Wie mache ich mich überflüssig? Identitätsfindung, Freunde, Sexualität, Ausgang – das sind die Themen, die Pubertierende beschäftigen. Eltern müssen wissen: Schule ist ein Bereich des Lebens, der in dieser Zeit oft in den Hintergrund rückt – das darf sein. Manche Jugendliche sind mit der Selbstorganisation noch überfordert und froh, wenn man bei der Planung von Schule und Freizeit noch ein wenig hilft.

Sollten Eltern die Hausaufgaben kontrollieren?

Nein, denn sonst passt das Kind bei der Besprechung in der Schule kaum mehr auf. Die Verantwortung für die Hausaufgaben sollte in erster Linie beim Kind und den Lehrpersonen liegen.

Wie greifen Eltern ein, wenn das Kind etwas falsch macht?

Beispiel Lesen: Wenn das Erstklasskind liest, fährt der Vater mit dem Finger mit. Wenn der Finger stoppt, weiss das Kind, dass dort ein Fehler ist und kann sich direkt korrigieren. Nicht gut: wenn Eltern ständig «falsch und Stopp» sagen.

Wie können Eltern tun, wenn sie merken, dass Hausaufgaben latent ein schwieriges Thema sind?

Eine Möglichkeit: «Auch mal das Kind fragen, was es ihm momentan so schwer macht und was man als Eltern tun könnte, um ihm eine Hilfe zu sein», sagt Rietzler.

Stefanie Ritzler
Bild wird geladen

Stefanie Rietzler

ist Psychologin, Autorin («Clever lernen») und leitet gemeinsam mit Fabian Grolimund die Akademie für Lerncoaching in Zürich.

Text: Silvia Schütz

Nützliche Informationen

Stichwörter

Schulkind Schulanfang

Stefanie Ritzler
Bild wird geladen

Stefanie Rietzler

ist Psychologin, Autorin («Clever lernen») und leitet gemeinsam mit Fabian Grolimund die Akademie für Lerncoaching in Zürich.

Text: Silvia Schütz

Nützliche Informationen

Stichwörter

Schulkind Schulanfang

Was hilft bei den Ufzgi? Das sagen die Kinder:

Am liebsten allein

«Mir hilfts, wenn ich mir vorstelle, dass ich nach den Ufzgi wieder spielen kann. Zum Auswendiglernen bin ich am liebsten alleine an einem bequemen Ort, wie auf dem Sofa, sofern mein kleiner Bruder mich nicht nervt.»

Romi, (9), 3. Klasse

In der Nähe von Mama

«Ich mache die Ufzgi immer am Esstisch und nie am Pult in meinem Zimmer. Ich mag es, wenn meine Mama in der Nähe ist und ich ihr Fragen stellen kann oder sie mich abfragt.»

Henry (11), 6. Klasse

Im Gehen lernen

«Wenn ich etwas auswendig lernen muss, zum Beispiel Zahlenreihen, laufe ich am liebsten herum. So kann ich es mir besser merken.»

Jacob (8), 2. Klasse

Mit Grosis Hilfe

«Ich frage immer meine Grossmutter, wenn ich etwas nicht verstehe. Die war Lehrerin. Meine Mutter sagt zwar, dass sie auch gut in der Schule war, aber Grossmutter erklärts einfach besser.»

Oliver (14), 2. Jahr Sek A

Unsere Lieblingsprodukte für erfolgreiches Pauken

Foto: Getty Images

Weitere Ideen aus der Famigros-Redaktion

Nicht
verpassen