Erziehung

Suchtprävention: So können Eltern das Gespräch suchen

Wie als Eltern damit umgehen, wenn der Nachwuchs plötzlich unerwünschte Substanzen attraktiv findet? Ruhe bewahren und das Gespräch suchen, rät die Fachfrau.

Mutter und Vater sind oft besorgt, das eigene Kind könnte süchtig werden oder zu illegalen Drogen greifen. Besonders Vapen steht auf Schweizer Schulhöfen momentan hoch im Kurs, weiss Maya Kipfer, von der Suchtprävention des Kanton Zürich.

Sogenannte Vapes sind E-Zigaretten, die leicht erhältlich sind, legal und vor allem so neu, dass die meisten Eltern das Produkt (noch) nicht kennen. «Damit können sich Jugendlich besser abgrenzen», so Kipfer. Schon auf der Primarstufe erfreuen sich die bunten Geräte grosser Beliebtheit. Sie schmecken nach «Watermelon» oder «Cheesecake», lassen sich bequem im Hosensack verstauen und werden – zu Unrecht – oft als harmlos wahrgenommen.

Auch Social Media spielt eine entscheidende Rolle: Ob lustige Filmchen auf TikTok oder Influencer auf Instagram oder Youtube – sie alle bewerben E-Zigaretten. Diese enthalten keinen Tabak sondern eine meist nikotinhaltige Flüssigkeit, sogenannte Liquids. Das darin enthaltene synthetische Nikotin führt schnell in eine Abhängigkeit. Weil die Hirnentwicklung voll im Gang ist, werden Kinder und Jugendliche besonders stark süchtig.

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Text: Kristina Reiss

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Gemäss der Suchtprävention des Kanton Zürichs gibt es aber eine gute Nachricht für Eltern: «Die grosse Mehrheit der Jugendlichen unter 16 Jahren hat keinen problematischen Umgang mit Suchtmitteln.»

Trotzdem sollte der Konsum möglichst vermieden werden, denn Körper und Gehirn von Jugendlichen stark in Entwicklung sind. Darum reagieren sie empfindlicher auf Suchtmittel als Erwachsene. Es gibt also gute Gründe, wieso Jugendliche keine Suchtmittel konsumieren sollten.

Suchtprävention: Was Eltern hier tun können?

Präventiv das Gespräch suchen und im Austausch bleiben

«Ansprechen, noch bevor es beim Nachwuchs Thema wird», rät Fachmitarbeiterin Kipfer. Dabei sei wichtig, das Gespräch auf Augenhöhe zu führen und nicht zu dramatisieren. Mehr im Sinne von: «Wie ist das bei euch?», «Kennst du jemand, der vaped?», «Hast du es auch schon mal probiert?». Überhaupt sei im Austausch bleiben und präsent im Leben von Jugendlichen zu sein, die wichtigste Aufgaben von Eltern mit pubertierendem Nachwuchs. «Zu fragen: „Mit wem bist du unterwegs?“ oder „Wohin gehst du?“ ist gute Prävention», findet Kipfer.

Auf die elterliche Haltung kommt es an

Egal, ob es um Vapen, Alkohol, Kiffen oder Rauchen geht: Für Mutter und Vater ist es wichtig, Haltung zu zeigen und zu sagen, was sie darüber denken. Dabei sollten sie ehrlich kommunizieren – vor allem, wenn sie selbst Suchtmittel konsumieren. Eltern, die rauchen, können zum Beispiel offen über ihre Sucht reden, in dem sie sagen: «Ich schaffe es selbst gerade nicht, damit aufzuhören. Ich will nicht, dass du auch noch damit anfängst», schlägt Kipfer vor. Doch was tun, wenn der Nachwuchs bereits regelmässig raucht, kifft oder trinkt?

Der Teenager konsumiert Suchtmittel – wie als Eltern darauf reagieren?

  • Ruhe bewahren und versuchen, mehr zu erfahren: «Ich bin froh, dass du mir das erzählst, auch wenn ich dein Verhalten nicht gut finde». Oder: «Ich möchte verstehen, was gerade passiert, weil ich mir Sorgen mache. Wie häufig trinkst du Alkohol? Was gefällt dir daran?»
  • Kochen Gefühle hoch – Gespräch verschieben: «Ich bin jetzt zu wütend. Wir sprechen darüber, wenn ich etwas ruhiger bin».
  • Meinung sagen: «Ich will nicht, dass du E-Zigaretten konsumierst. Sie sind schädlich und enthalten meist Nikotin. Das macht sehr schnell süchtig». Oder: «Ich finde es wichtig, dass Jugendliche nicht kiffen. Ihr Gehirn entwickelt sich stark. Kiffen kann die Entwicklung schädigen».
  • Vertrauen ist wichtiger als Kontrolle. Wer den Eindruck hat, sein Kind verheimlich etwas, könnte sagen: «Ich glaube dir das nicht ganz. Ich möchte aber nicht heimlich deine Sachen durchsuchen. Was können wir tun, um uns wieder zu vertrauen?».
  • Unterstützung holen. Sich Hilfe zu holen, ist kein Zeichen von Schwäche. Dies können andere Eltern sein, Freunde oder Fachpersonen.

Elternberatung bei Fragen zur Suchtprävention

Jeder Kanton hat Elternberatungsstellen, die Eltern bei Fragen zur Entwicklung, Erziehung, Schulung und Ausbildung von Kindern und Jugendlichen beraten und unterstützen. Die Beratungen sind für Eltern kostenlos und in allen Kantonen der Schweiz verfügbar. 

Weitere Beratungsstellen für Eltern:

  • Online-Suchtberatung www.safezone.ch
  • elternnotruf.ch, 24 Stunden-Telefonberatung: 0848 35 45 55
  • Jugendberatungsstellen (sind auch für Eltern da) jugendberatung.me

Beratung für Jugendliche:

  • 24h, anonym und kostenlos: 147.ch und Tel. 147
  • Jugendberatungsstellen: jugendberatung.me
  • Schulsozialarbeit im Schulhaus

Foto: Getty Images

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