Erziehung & Entwicklung

Sexuelle Orientierung im Teenageralter: Tipps für Eltern

Fühlt sich dein Teenager zum selben Geschlecht hingezogen? Manche Teenager entdecken in der Pubertät ihre Homosexualität – oder auch anderes. Infos für Eltern zur sexuellen Orientierung.

Nützliche Informationen

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In der Pubertät sind die Jugendlichen auf der Suche nach ihrer Identität, ihr Körper verändert sich, die Gefühle fahren Achterbahn. Und es ist die Zeit, in der junge Frauen und Männer ihre ersten sexuellen Erfahrungen machen. Mädchen himmeln männliche Popstars an, Jungs verknallen sich in dieses ganz besondere Mädchen. Für viele Teenager ist es selbstverständlich, dass sie sich zum anderen Geschlecht hingezogen fühlen – doch nicht für alle. Manche fühlen sich zum selben Geschlecht hingezogen oder von beiden Geschlechtern, andere fühlen sich nicht dem Geschlecht zugehörig, als das ihr Körper sie ausweist.

Unsicherheit über die sexuelle Orientierung

Die Pubertät ist eine Zeit des Suchens und Ausprobierens. Fühlt sich ein Mädchen beispielsweise eine Zeit lang sexuell zu einer Freundin hingezogen oder verknallt sich ein Junge in seinen besten Kumpel, heisst das nicht unbedingt, dass sie homosexuell sind. Denn das Entdecken der eigenen Sexualität braucht Zeit – und manchmal sind die Gefühle widersprüchlich. Doch so oder so ist es verunsichernd für die Jugendlichen, etwas anderes zu fühlen, als die Freunde oder Freundinnen zu empfinden scheinen.

Schwul, queer, homosexuell: Begriffe in Bezug auf sexuelle Orientierungen

  • Homosexuell: Homosexuelle fühlen sich sexuell zum gleichen Geschlecht hingezogen. Eine Frau, die sich in Frauen verliebt, bezeichnet man als lesbisch; ein Mann, der sich in Männer verliebt, als schwul.
  • Bisexuell: Wenn sich jemand zum selben sowie zum anderen Geschlecht hingezogen fühlt.
  • Asexuell: Wenn jemand kein oder kaum sexuelles Verlangen und romantische Anziehung verspürt.
  • Transgender: Wenn sich jemand nicht dem Geschlecht zugehörig fühlt, das ihm oder ihr bei der Geburt zugewiesen wurde.
  • Queer: Überbegriff für alle sexuellen und romantischen Orientierungen sowie Geschlechtsidentitäten, die nicht der gesellschaftlichen Norm von Geschlecht, Sexualität und Romantik zuzuordnen sind. Alle vorher genannten Orientierungen fallen in diesen Überbegriff.
  • Intersexuell: Personen, deren körperliche Merkmale – sichtbare ebenso wie das Erbgut und die Hormone – nicht eindeutig männlich oder weiblich sind.
  • LGBT, LGBTIQ, LGBTIQA: Abkürzungen für Sammelbegriffe. Die Buchstaben stehen für L = lesbisch, G = schwul (gay), B = bisexuell, T = transsexuell, I = intersexuell, Q = queer, A = asexuell.
  • Heterosexuell: Wenn sich jemand zum anderen Geschlecht hingezogen führt. Die Mehrheit der Menschen ist heterosexuell.

Die eigene sexuelle Orientierung erkennen und akzeptieren

Für queere Jugendliche – also für alle, die nicht der am meisten verbreiteten Geschlechteridentität und sexuellen Orientierung entsprechen – ist es oft ein langer und schwieriger Prozess, bis sie zu ihren Gefühlen in Bezug auf ihre Sexualität stehen können. Ihnen wird mehr und mehr bewusst, dass sie «anders» sind. Sie sind sich oft ihrer Gefühle nicht im Klaren, fragen sich, ob diese «normal» sind. Viele von ihnen verdrängen anfangs ihr Empfinden und versuchen, so zu sein wie alle anderen.

Nachdem sich ein Jugendlicher eingestanden hat homosexuell zu sein, vergehen im Schnitt weitere dreieinhalb Jahre bis zu seinem Coming Out. Denn die meisten Homosexuellen fürchten negative Reaktionen von ihren Freunden und ihrer Familie, haben Angst vor Ablehnung, Spot oder Diskriminierung. Deshalb stehen sie lange Zeit unter starkem Druck, unterdrücken ihre Gefühle oder leben sie im Verborgenen aus.

Am meisten hilfst du deinem Kind, wenn du ihm Toleranz vorlebst: Gib ihm zu verstehen, dass du jegliche Art sexueller Orientierung akzeptierst. Das kannst du zum Beispiel tun, indem du anerkennend über homosexuelle Frauen oder Männer in deinem Umfeld oder über prominente Schwule oder Lesben sprichst. Oder indem du bei einem Gespräch über Sexualität nicht nur Verhütungsmethoden, sondern auch verschiedene sexuelle Orientierungen thematisierst.

Tipps für Eltern von Teenagern – unabhängig von deren sexuellen Orientierung

  • Beziehe das Thema Homosexualität bei der Aufklärung deiner Kinder offen mit ein. So signalisierst du, dass dies etwas Normales ist.
  • Stelle in Gesprächen über die Liebe oder die Sexualität die Fragen und Schwierigkeiten deines Kindes in den Mittelpunkt. Vermeide es auf jeden Fall, dein Kind «auszufragen», weil du mehr wissen möchtest.
  • Mache deinem Kind klar, dass du ihm bei Fragen jeglicher Art gerne hilfst. So schaffst du eine vertraute Atmosphäre für Gespräche.

Spricht dein Kind seine Zweifel oder Ängste an…

Höre zu und reagiere verständnisvoll. Gib deinem Kind dabei klar zu verstehen, dass du der Homosexualität positiv gegenüberstehst. Und nimm die Verwirrung auf jeden Fall ernst. Sätze wie «Wenn der Richtige kommt, ändert sich das schon» oder «Mach dir keine Sorgen, das kommt noch in Ordnung» suggerieren dem Kind, welche Gefühle du dir von ihm erhoffst und setzt es womöglich unter Druck.

Es ist völlig okay, im Jugendalter seine eigene Sexualität noch zu entdecken und zu erkunden – und dies braucht seine Zeit. Dies kannst du deinem Kind genau so sagen. Rate ihm, dass es auf seine Gefühle hören und abwarten soll, wie sich diese entwickeln.

Wenn dein Kind mehr wissen möchte

Du kannst dein Kind auch unterstützen, indem du ihm hilfst, Informationen oder Gleichgesinnte zu finden. Folgende Quellen sind nützlich für Jugendliche:

So sollten sich Eltern beim Coming Out verhalten

«Mami, ich bin schwul» oder «Papi, ich fühlte mich nicht als Mann, obwohl ich so aussehe»: Sagt dein Kind einen dieser Sätze, ist es am allerwichtigsten, deinem Teenie zu versichern, dass du ihn liebst. Mach ihm sofort klar, dass diese Aussage für dich nichts an seiner Persönlichkeit und an eurer Beziehung zueinander ändert. Dann ist es auch okay, wenn du zugibst, dass du überrascht bist und dass du vielleicht zuerst darüber nachdenken musst.

Du bist nicht alleine

Viele Eltern haben deine Gedanken und Sorgen ebenfalls erlebt. Unter folgenden Links findest du Unterstützung und Erfahrungsberichte:

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