Die Schweiz im Tauschfieber
WM-Zeit ist Bildli-Zeit. Es wird wieder gesammelt und getauscht auf Schweizer Pausenplätzen. Die beliebten Fussball-Bildli von Panini bringen so manche Familie in einen Ausnahmezustand. Wir stellen Fun Facts und angesagte Tauschspiele vor.
1994 hat unser Autor den Fussball und die Panini-Bildchen entdeckt. Seither hat ihn beides nicht mehr losgelassen – jetzt versucht er, seine Kinder dafür zu begeistern. Hier erzählt er uns davon:
"Andy Egli, Marco Pascolo, Stéphane Chapuisat, Georges Bregy: Ich erinnere mich noch gut an die Schweizer Fussballspieler, die ich 1994 als Neunjähriger in mein erstes Panini-Sammelalbum geklebt habe. Sie waren auf dem Pausenplatz begehrt, genauso wie die Länderwappen oder die Brasilianer Romario und Bebeto. Dank des Albums zur Fussball-Weltmeisterschaft in den USA lernte ich Flaggen und Städte schneller als auf der Schulbank. Und beim Tauschen erfuhr ich, dass es nicht immer alle Menschen gut mit einem meinen. Es wurden Wappen mit Zahnstochern verändert, Nummern gefälscht und die kleinen von den grossen Kindern regelrecht abgezockt: Ein Lothar Matthäus kostete mich damals sechs andere Bilder!
Das volle Album
Während einer Pandemie ein grosses Fussballturnier auszutragen, finde ich nicht angemessen – obwohl es höchstwahrscheinlich nur in einem statt wie für 2020 einmal geplant in 12 Ländern ausgetragen wird. Trotzdem gehört für mich das Sammeln von Panini-Bildern dazu. Neu für mich ist nur, dass ich unsere fünfjährigen Zwillinge daran beteilige und versuche, sie mit den Fussballbildchen spielerisch an zwei- und dreistellige Zahlen und Flaggen heranzuführen. Dazu können sie jeweils versuchen, die Namen der Länder und Spieler zu lesen. «Wir finden die Paninis cool, weil wir Spieler und Länder kennenlernen», sind sich Felix und Bastian (beide 5) einig.
Ich bin überzeugt, dass unsere Kinder vom Panini-Bilder-Sammeln profitieren und speziell beim «Tüüschle» mit gleichaltrigen oder älteren Kindern viel lernen können. Fairness, Umgang miteinander, Bluffen oder Zocken und mit Teamwork auf ein gemeinsames Ziel hinarbeiten: das volle Album."
Text: Reto Vogt, Freier Journalist und Vater von Zwillingen
Nützliche Informationen
Fun Facts über Panini-Bildchen
Alles begann mit einem kleinen Kiosk
Die Firma Panini beschäftigt heute weltweit über 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. 2018 erzielte der Klebebildchenkonzern über 1 Milliarde Schweizer Franken Umsatz. Es begann jedoch viel bescheidener: 1945 kaufte Veronica Panini noch während des Kriegs einen eigentlich geschlossenen, fast leeren Zeitungskiosk in der italienischen Stadt Modena. Nach Kriegsende arbeiteten dort ihre Mutter und die Brüder Giuseppe, Umberto, Franco Cosimo und Benito mit. Sie gründeten später den Zeitungsvertrieb «Agenzia Distribuzione Giornali Fratelli Panini» und begannen den Handel mit Sammelbildern.
Extrawurst für die Schweiz
In der Schweiz veröffentlicht Panini meist spezielle Sticker und Alben, so auch heuer mit der «Pearl-Edition». Alejandra Ruppanner, Product Manager von Panini Schweiz, sagt: «Die Editionen für die Schweiz werden stets auf dickeres Papier gedruckt.» Dies, weil «Schweizer Sammler Qualität schätzen». Auf den Preis habe dies praktisch keinen Einfluss, so Ruppanner.
Das erste Panini-Bildchen
Für den Druck der ersten Sammelbildchen soll ein Foto von Bruno Bolchi, 1958 bis 1963 Spieler von Inter Mailand, als Vorlage gedient haben. Bolchi gilt seither als das erste Panini-Bildchen überhaupt. Das erste Sammelheft mit vielen Spielern aus der höchsten italienischen Liga erschien im Jahr 1961.
Nie zwei gleiche Bilder pro Tüte?
1964 entwickelte Umberto Panini eine Misch- und Eintütmaschine, die «Fifimatic». Davon stehen bis heute 25 Stück in den Panini-Produktionshallen in Modena und sorgen dafür, dass angeblich niemals zwei gleiche Bildli in der Tüte landen.
Tauschbörse online
Auf der Seite bildertausch.ch können sich Panini-Sammler kostenlos registrieren, ihre Doppelten anbieten und im Gegenzug ihnen fehlende Bilder erhalten. Dasselbe ermöglicht die «Panini Collectors App», sie wird am 30. September 2021 aber deaktiviert. Ausserdem können bis zu 50 Bildchen (40 Rappen pro Stück) im Panini-Onlineshop nachbestellt werden.
Von günstig bis teuer
1986 kostete ein Bildchen 7 Rappen – heute fast dreimal mehr: Eine Tüte mit fünf Bildchen kostet in der Migros aktuell 95 Rappen, also 19 Rappen pro Stück. Auch die Zahl der Bilder, um ein Album zu komplettieren, steigt: 427 brauchte es anno 1986: Vom WM-Pokal bis zum Marokkaner Abdelfettah Mouddani. Heuer sind es 678 Bilder insgesamt.
Beliebte Tauschspiele
«Blösli-Spiel»
Mindestens zwei oder mehr Spieler legen die gleiche Anzahl oder den gleichen Wert an Bildern umgekehrt an eine Wand oder noch besser an eine Treppenstufe. Mit «Schere, Stein, Papier» wird bestimmt, wer zuerst die Chance erhält. Der erste Spieler versucht nun so unter die Bilder zu pusten, dass diese hochfliegen, sich in der Luft umdrehen und mit dem Bild nach oben zu liegen kommen. Alle Bilder, die man umdreht darf man behalten. Wenn der erste es nicht schafft, darf es der zweite versuchen. Eine Runde ist fertig, sobald alle Bilder aufgedeckt sind. Wie viele Bilder man setzt, ist nach oben offen und von den Teilnehmern selber zu bestimmen.
Wurf-Spiel
Die Kids stehen in Gruppen und jeder Teilnehmer wirft ein Bild auf den Boden. Liegt das Bild nach oben, kommt der nächste zum Zug und wirft sein Bild. Diejenigen, bei denen das Bild umgekehrt zu liegen kommt, scheiden aus. Das Spiel geht so lange, bis nur noch ein Teilnehmer übrig bleibt. Er darf alle Bilder auf dem Boden behalten.
Münzen-Spiel
Beim Münzen-Spiel geht es darum, mit einer Münze ein am Boden liegendes Bild zu treffen. Wenn man das geschafft hat, darf man das Bild behalten. Eine leicht abgewandelte Version davon ist das Münzen-Boccia. Derjenige, der die Münze am nächsten an das Bild wirft, darf es behalten.
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